Wien - Es wird ein Montag sein. Nach jahrelangen Ermittlungen kommt es am 15. Jänner endlich zum Showdown: Beim so genannten großen Wiener Baukartellprozess müssen sich am Landesgericht 13 Manager namhafter österreichischer Bauunternehmen wegen Betruges und Verstoßes gegen das Kartellgesetz verantworten. Sie sollen als Mitglieder der "MA 28-Runde" die Stadt durch Preisabsprachen und manipulierte Rechnungen im Straßenbau um Millionen gebracht haben. Richter Gerhard Pohnert hat das aufwendige Strafverfahren vorerst auf acht Tage anberaumt. Ob dies ausreicht, ist mehr als fraglich. Die Wiener Staatsanwaltschaft sammelt bereits seit 1996 Belege für vermutete Malversationen bei öffentlichen Ausschreibungen der Stadt. Das bearbeitete Aktenmaterial muss inzwischen in Tonnage angegeben werden - allein bei einer Großrazzia bei 80 Firmen im Frühjahr 1998 wurden 1800 Aktenordner sichergestellt. "MA 28-Runde" sollen im Vorhinein den Bestbieter bestimmt haben Konkret wirft Erich Müller, der Leiter der Wirtschaftsabteilung der Staatsanwaltschaft Wien, den 13 (Ex-)Führungskräften aus der Baubranche vor, sich zwischen 1991 und 1997 als Bieter bei Straßenbauvorhaben der Stadt Wien abgesprochen zu haben. Die Mitglieder der nach der ausschreibenden Magistratsabteilung benannten "MA 28-Runde" sollen bereits im Vorhinein den Bestbieter bestimmt haben. Die Mitbieter hätten die Ausschreibung nur zum Schein bestritten und dem Anbotsgewinner so genannten Schutz gewährt. Dafür sollen sie über Scheinrechnungen Abschlagszahlungen kassiert haben. Ein solcher Fall soll etwa das Baulos "MA 28-G/0/260/ 91" gewesen sein: Dabei soll eine Arbeitsgemeinschaft aus Teerag Asdag, Universale Bau, Allgemeiner Straßenbau und AG für Bauwesen durch Absprachen ungerechtfertigt zum Zug gekommen sein. Allein dabei soll der Stadt Wien laut einem Gutachten des Wiener TU-Professors Wolfgang Oberndorfer um 3,9 Millionen Schilling zu viel berechnet worden sein. In weiteren Gutachten (vor allem auch zum U-Bahn-Bau) vertritt der Bauexperte die Ansicht, dass in Wien insgesamt mehr als 100 Millionen Schilling zu viel an die öffentliche Bauaufträge ausführenden Firmen bezahlt wurden. "Saftige Strafen" Ein erstes (nicht rechtskräftiges) Urteil gegen eine Baufirma hat es in Wien bereits gegeben. In einem kleineren Verfahren wurde die Teerag Asdag (mehrheitlich im Besitz der Wiener Stadtwerke und der Porr) wegen Verstoßes gegen das Kartellgesetz zu 500.000 Schilling Geldstrafe verurteilt. In Justizkreisen wird diesem Spruch Präjudizcharakter beigemessen. Der Wiener Oberstaatsanwalt Erich Müller sagte nach diesem Urteil im STANDARD-Gespräch: "Jetzt wird es noch viele saftige Strafen geben." Kommt es auch im "großen" Prozess zu gleich gelagerten Urteilen, gäbe es wohl tatsächlich Beton für die Bauindustrie. Schlimmstenfalls könnte - wie bereits 1998 - eine "Sperre" der betroffenen Unternehmen im Auftragnehmerkataster erfolgen. Damals war beinahe die gesamte heimische Baubranche über Wochen wegen des drückenden Verdachts von Preisabsprachen von Vergaben der Stadt Wien ausgeschlossen.(Christoph Prantner, DER STANDARD,Print-Ausgabe 2. Jänner 2001)