Wien/Stuttgart - Manchen Mikroorganismen graut offenbar vor gar nichts. Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart (Deutschland) entwickelten Forscher einen Filter auf biologischer Basis, in dem Bakterien sogar das starke Konservierungs- und Desinfektionsmittel Formaldehyd abbauen. Die deutschen Wissenschafter planen nun die Umsetzung der Laborversuche in den großtechnischen Maßstab, meldet das Fraunhofer-Magazin in seiner jüngsten Ausgabe. Formaldehyd ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das sich gut in Wasser löst. Es wird zur Veredelung von Textilfasern ebenso eingesetzt wie zur Beschichtung von Pressspanplatten oder zur Herstellung von Kunststoffen. Nach Auskunft der Stuttgarter Forscher zählt es zu den wichtigsten Grundchemikalien. Aufgrund seiner Flüchtigkeit stellt Formaldehyd in der Abluft von Produktionsprozessen aber auch ein großes Problem dar, zumal es als Krebs erregend gilt. Das neue Verfahren des IGB zur biologischen Abluftreinigung basiert auf der Fähigkeit des Bakterien-Stammes "Pseudomonas putida J3", Formaldehyd abzubauen. Zur Abluftreinigung werden die Mikroorganismen in einem so genannten Bio-Rieselbettreaktor auf Textilmaterial angesiedelt. Dieses Trägermaterial wird kontinuierlich mit einer Nährlösung berieselt, um die Bakterien bei Kräften zu halten. Die mit Formaldehyd belastete und zu reinigende Luft wird von unten durch den Bio-Filter geleitet. Zwischen der durchströmenden Luft und dem Flüssigkeitsfilm findet ein ständiger Austausch statt, die in der Luft enthaltenen Stoffe diffundieren in die Flüssigkeit und gelangen so gleichsam in den Fressbereich der Bakterien. Im Labor erzielte der Filter nach Aussagen der deutschen Forscher durchaus sehenswerte Leistungen, so konnte beispielsweise ein Abluftstrom mit einer Formaldehyd-Konzentration von über 1.000 ppm (Teile pro Million) auf 10 ppm reduziert werden. (APA)