Wien - Zuerst hat ihr das Arbeitsmarktservice von ihrer ausgefallenen Idee dringend abgeraten. Was den Jobvermittlern viel zu speziell und damit zu riskant erschien: die Verarbeitung von Büffelhorn und -knochen. Nachdem die gelernte Hornbrillenmacherin Roxana Kornberger ihren Plan aber trotzdem unbeirrt weiterverfolgte und seit einem Jahr erfolgreich umsetzt, wird sie mittlerweile sogar vom AMS als erfolgreiche Vorzeigeunternehmerin herumgereicht. "Kammmacher und Haarschmuckerzeugung" heißt der traditionelle Gewerbezweig, der jedoch in den letzten zwanzig Jahren in Österreich fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Kornberger hat sich deshalb auf die moderne Adaptierung des alten Handwerks konzentriert und fertigt nun hauptsächlich Designerschmuck und individuelle Möbelbeschläge. Nach eigenen Entwürfen und den Wünschen der Kunden bzw. Architekten wird in einer der lebendigsten Ecken des prosperierenden Wiener Bezirks Neubau gewerkelt. Durch diese punktgenaue Situierung ihres kleinen Ladens lockt sie vor allem die urbane Kundschaft zwischen 30 und 70 an. Horn "trendy" Die findet "das Naturmaterial Horn zunehmend trendy" und assoziiert damit vor allem "die Allianz wischen gewachsener Form und archaischer Symbolik". Profan gesprochen, haben sich vor allem große dekorative Ketten und Ringe als Verkaufsschlager herauskristallisiert, welche Kornberger in Kleinserien und als Sonderanfertigung herstellt. Neben Wien und Umgebung als Einzugsgebiet hat sie mit ihren Produkten aber auch schon in Graz und Salzburg den Fuß in der Türe - nicht zuletzt in Museumsshops, wo sie derzeit auch in Los Angeles erste Gehversuche macht. Nachfrage kommt aber nicht nur von den privaten Kunden, sondern auch von anderen Gewerben. So wollen Juweliere und Goldschmiede Steckkämme, Modedesigner und Pelzhändler Knöpfe und ausgefallene Gürtelschnallen. Dafür verarbeitet Kornberger an ihren Schneide-, Schleif- und Poliermaschinen indisches und ägyptisches Büffelhorn, das eine große Farbskala aufweist und härter als Hartholz ist. Zu den Vorteilen des Materials zählt außerdem auch ein ökonomischer: Das pro Kilo immerhin 18.000 Schilling teure indische Horn ist fast bis auf den letzten Zentimeter verarbeitbar. Abfall gibt es so gut wie nicht. "Dabei ist Horn", und darauf legt die Besitzerin einer Setterhündin besonders Wert, "selbst ein Abfallprodukt aus den Schlachthöfen." Die Tiere werden primär wegen der Fleischgewinnung geschlachtet. Geht das Horn nicht in den Export, werde es vor Ort zu Mehl verarbeitet. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Printausgabe 3.1.2000)