Wien - Die Konsumenten müssen bei Rindfleisch mit einem deutlichen Preisschub rechnen. Aber auch Hunde-und Katzenliebhaber, die ihre toten Lieblinge der Tierkörperverwertung übergeben, werden dies künftig nicht mehr kostenlos tun können, sondern eine Gebühr dafür entrichten müssen. Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer deutete am Dienstag in einem gemeinsamen Pressegespräch mit der schwedischen Landwirtschaftsministerin Margareta Winberg an, dass dies in einem Fall die Folge kostspieliger BSE-Tests und im anderen Fall des Verzichts der Fütterung mit Tiermehl ist. Molterer führte weiter aus, dass es neben der kurzfristigen Kosten für die Vernichtung von Futtermitteln, die Tiermehl enthalten auch eine langfristige Absicherung geben muss, und zwar über Gebühren, die dort eingehoben werden, wo Kosten entstehen. Beispielsweise in den Schlachthöfen. Die haben sich ohnehin schon zur Wehr gesetzt und angekündigt, über 30 Monate alte Tiere, an denen die Tests vollzogen werden sollen, nicht mehr übernehmen zu wollen, weil die Finanzierung der Tests und der Entsorgung des Risikomaterials unklar ist. Die BSE-Schnelltests kosten laut Molterer rund eine Milliarde Schilling. Der Landwirtschaftsminister sagte, dass es nächste Woche zur Finanzierung ein Treffen zwischen Bund, vertreten durch Gesundheitsminister Herbert Haupt und ihn, mit den Ländern geben werde, bei dem es "eine langfristiges Lösung jenseits des Katastrophenfonds geben wird". Da es sich um eine gesundheitliche Vorsorge handle, mache "ein Gebührenmodell im Interesse der Konsumenten Sinn". Gebührenhöhe offen Wie hoch eine mögliche "Gebühr" für die zusätzlichen Kontrollen pro Kilogramm Rindfleisch sein wird und wie sie eingehoben wird, lasse sich jetzt noch nicht sagen. Fragen, ob letztlich der Endverbraucher zur Kasse gebeten werden soll, beantwortete Molterer mit "Ja". Er äußerte aber auch noch die Hoffnung, die BSE-Schnelltests, die derzeit 1500 Schilling kosten, könnte sich im Konkurrenzkampf der Anbieter verbilligen. Immerhin sind 180.000 Tiere in Österreich zu testen. Da bei der Verwertung der Tierkörper künftig die Nutzung als Beimischung für Futtermittel gänzlich entfalle, müsse wohl für die Entsorgung eine Gebühr auch für Hunde und Katzen bezahlt werden. "Warum sollte es keine Gebühr geben, schließlich kosten ja die Begräbnisse von Hunden und Katzen auch einiges", fragte Molterer rhetorisch. Beim Tiermehl gab es bisher eine Jahresproduktion von 80.000 Tonnen, Moltererer rechnet mit einem Anstieg auf 100.000 Tonnen, weil Risikomaterial dazukomme. Österreich ist wie Schweden und Finnland von der EU-Kommission als Land mit "unwahrscheinlichem, aber nicht ausgeschlossenem BSE-Risiko" eingestuft worden. Während Österreich flächendeckende Tests durchführt , machte Schweden von einer Ausnahmemöglichkeit Gebrauch und testet nur 20.000 risikoverdächtige Rinder, sagte Winberg. (ha, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 1. 2001).