Washington/Moskau/Warschau - Trotz eines Dementis des russischen Verteidigungsministeriums wollen die USA dem Verdacht nachgehen, dass Moskau Atomwaffen in die westliche Exklave Kaliningrad (ehemals Königsberg) verlegt hat. "Wir glauben, es gibt gute Gründe, dies mit den Russen zu erörtern", sagte der Sprecher des amerikanischen Außenministeriums, Richard Boucher, am Mittwoch in Washington. "Die Information über die Verlegung taktischer Nuklearwaffen in das Gebiet Kaliningrad entspricht nicht der Wahrheit", teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-TASS mit. Die Tageszeitung "Washington Times" hatte am Mittwoch unter Berufung auf US-Geheimdienste berichtet, Russland habe erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges wieder Atomwaffen in das an Polen und Litauen grenzende Gebiet an der Ostseeküste gebracht. Die Sprengköpfe sollten demnach im Krisenfall auf Kurzstreckenraketen vom Typ "Totschka" (NATO-Bezeichnung: SS-21, Scarab) montiert werden. Die russische Armee testet seit Jahren die "Totschka"-Raketen mit einer Reichwerte von bis zu 70 Kilometern im Gebiet Kaliningrad. Geremek warnt vor russischer Atom-Aufrüstung in Kaliningrad Der polnische Politiker und ehemalige Außenminister Bronislaw Geremek hat nach Gerüchten über eine geplante russische atomare Aufrüstung im Gebiet von Kaliningrad (vormals Königsberg) gefordert, Sicherheitsfragen nicht aus dem Auge zu verlieren. Im polnischen Rundfunk sagte der neue Vorsitzende der aus der bürgerlichen Regierungskoalition ausgeschiedenen liberalen Freiheitsunion (UW) am Donnerstag, die bisher unbestätigten Zeitungsmeldungen sollten ein Signal sein, die Absichten der russischen Militärpolitik nicht zu ignorieren. Sollte Russland tatsächlich Atomwaffen in seiner zwischen Polen und Litauen gelegenen Exklave Kaliningrad stationieren, würde dies die Notwendigkeit der NATO-Erweiterung bestätigen, betonte Geremek. Polen, das eine Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad hat, war vor knapp zwei Jahren zusammen mit Tschechien und Ungarn als erste ehemalige Warschauer-Pakt-Staaten dem westlichen Bündnis beigetreten. Seitdem unterstützt das Land die Aufnahme seines strategischen Partners Litauen in die NATO. Geremek war im Dezember zum UW-Chef gewählt worden. Der Historiker und langjährige Bürgerrechtler löste als Parteichef Ex-Vizepremier Leszek Balcerowicz ab. Im kommenden Herbst wird in Polen ein neues Parlament gewählt. In Meinungsumfragen führen derzeit die oppositionellen postkommunistischen Sozialdemokraten (SLD) mit deutlichem Vorsprung. (APA/dpa)