Helsinki/Wien - Einige Stämme der sexuell übertragbaren Krankheit Chlamydien-Infektion können nach neuesten Forschungsberichten das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs (Cervical-Karzinom) zu erkranken bis zu sechsmal erhöhen. WissenschaftlerInnen des finnischen Gesundheitsamtes konnten den Zusammenhang zwischen Chlamydien und der Krebserkrankung nachweisen. Der Bericht erschien in der jüngsten Ausgabe des Journal der American Medical Association. Neue Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten nötig Dass Gebärmutterhalskrebs und das Human-Papillomavirus HPV in Korrelation stehen, war den WissenschaftlerInnen schon seit längerem bekannt. Das Forschungsteam von Tarja Antilla hat in einer Studie 128 Frauen aus Finnland, Schweden und Norwegen, die an Gebärmutterhalskrebs erkrankt waren, untersucht und in deren Blutproben Chlamydien gefunden. Dabei stellten die ForscherInnen fest, dass drei verschiedene Chlamydien-Typen in Relation zur Krebserkrankung standen. Eine Untertype, bekannt als "Stereotyp G", soll bei Frauen bis zu sechseinhalb Mal häufiger zum Krebs führen, als bei nicht-infizierten Frauen. "Die Erkenntnisse, dass Chlamydien zu bösartigen Tumoren führen können, sollten sofort in Behandlung bei sexuell übertragbaren Erkrankungen einfließen", meint Jonathan Zenilman von der John Hopkins School of Medicine. Chlamydien zählen zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen in der westlichen Hemisphäre. In den USA berichten GesundheitsexpertInnen von vier bis acht Millionen Erkrankungen jährlich. 10 Prozent der ÖsterreicherInnen infiziert "In Österreich sind schätzungsweise zehn Prozent der Bevölkerung mit Chlamydien infiziert", so Günther Häusler, Universitätsprofessor an der Universitätsfrauenklinik am AKH-Wien. Die bakterielle Infektion kann zum Unterschied zu den Papillomaviren, mit Antibiotika bekämpft werden. "Bei vielen Frauen äußert sich die Infektion ohne erkennbare Symptome. Chlamydien sind jedoch Wegbereiter für andere Erkrankungen wie Eierstockentzündungen und ähnliches", so der Professor. "Auch Männer können mit Chlamydien infiziert sein, zeigen aber kaum Symptome". "HPV ist jedenfalls der wichtigste Risikofaktor beim Cervical-Karzinom. Es gibt kaum einen Krebsfall ohne HPV. Andererseits bekommt nicht jede Frau, die an HPV leidet, ein Cervical-Karzinom", so Christian Kainz, Professor an der Universitätsfrauenklinik Wien. "Die Durchseuchung mit HPV liegt in Mitteleuropa bei rund 25 Prozent", so der Arzt. Es sei epidemologisch schwer feststellbar, was genau zur Krebserkrankung führe. Jedenfalls bestehe eindeutig ein Zusammenhang sogenannter etablierter Risikofaktoren. Dazu gehöre auch das Rauchen. (pte)