Washington - Nahe Auburn in Alaska gibt es die ersten Hochsicherheitsteiche: Netze und Elektrozäune verhindern das Eindringen von Räubern, Filter an den Ausflüssen das Entkommen der Fische. Das sind Welse, die gentechnisch - mit Zusatz-Wachstumshormon - so verändert sind, dass sie 60 Prozent rascher reifen. Sie werden, zusammen mit ähnlichen "Turbolachsen", die ersten Gentiere auf den Tellern sein und machen vor allem Umweltsorgen. Wenn sie entkommen und sich mit wilden paaren, weiß niemand, was passiert: In Labortests an anderen Genfischen - mit menschlichen Wachstumshormonen - hat sich gezeigt, dass sie nicht nur rascher wachsen und früher fruchtbar werden, sondern auch früher sterben. Mischen sie sich mit Wildpopulationen, werden die früh reifen Männchen bevorzugt und können mit dem "trojanischen Gen" ihrer frühen Sterblichkeit die Population ausrotten. Die Ungewissheit wird dadurch verschärft, dass es in den USA durch Entscheidungen der Reagan-Administration keine spezifischen Regelungen und Zulassungsbehörden für Genpflanzen/tiere gibt. Die Sicherheitsteiche mussten nur deshalb errichtet werden, weil die Welse mit öffentlichen Geldern entwickelt wurden. Für die privat entwickelten Turbolachse gilt das nicht. Dort erklärt sich immerhin die "Food and Drug Administration" für zuständig, aber nicht deshalb, weil der Fisch Nahrung ist - die braucht keine Zulassung -, sondern weil Wachstumshormone Medikamente sind. So erhält die Gesundheitsbehörde Zuständigkeit für die Umwelt. Die sucht auch das Agrarministerium, das die Kompetenz für einen Gen-Golfplatzrasen reklamiert, weil die Gräser Unkraut werden könnten und Unkraut ins Ressort fällt. Pflanzen mit Insektiziden wieder zieht die immer schon für Insektizide zuständige "Environmental Protection Agency" an sich. "Wir bauen das Leben um und haben nicht einmal ein System für Umweltprüfung", klagt der wissenschaftliche Berater des Innenministeriums, das auf Wunsch Präsident Clintons die Gesetzeslage erkundete und "ein System voller Löcher" fand. (jl,DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. 1. 2001).