Manila - Fünf Tage nach den blutigen Bombenanschlägen in
Manila hat die philippinische Polizei am Donnerstagmorgen 17
Verdächtige festgenommen. Verteidigungsminister Orlando Mercado
erklärte, mehrere moslemische Männer aus dem Stadtteil Culiat im
Norden Manilas seien in Gewahrsam genommen worden. Bei den fünf
Anschlägen waren am Samstag 22 Personen getötet und mehr als 120
verletzt worden. Bereits kurz nach den Explosionen hatte die
Regierung Vermutungen geäußert, moslemische Extremisten seien für die
Attentate verantwortlich. Zugleich kursierten Spekulationen, dass die
Terrorwelle die Verhängung des Ausnahmezustands und den Abbruch des
parlamentarischen Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsident Joseph
Estrada provozieren sollte.
Ein Sprecher des Stadtteils Culiat, Haji Nur Hassan, sagte einem
Radiosender, die Festgenommenen seien Hausmeister, Wachleute oder
arbeiteten in den örtliche Fabriken. 16 von ihnen seien Moslems,
einer gehöre dem christlichen Glauben an. Die Ermittler der Polizei
erklärten, offenbar seien die Bomben mit Hilfe von Mobiltelefonen
gezündet worden. Überreste der Telefone seien an den Tatorten
gefunden worden. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Anschlägen
13 Autos, ein Eisenbahnwaggon und ein Bus zerstört; zehn Häuser
wurden beschädigt.
"Wenn wir dafür verantwortlich wären, würden wir das zugeben"
Zwei moslemische Rebellenorganisationen, die Islamische
Moro-Befreiungsfront Moro (MILF) und die Gruppe Abu Sayyaf,
erklärten, sie seien für die Explosionen nicht verantwortlich. "Wenn
wir dafür verantwortlich wären, würden wir das zugeben", sagte ein
Sprecher der Abu Sayyaf, Abu Cantada. Oppositionspolitiker
beschuldigten Verbündete von Präsident Joseph Estrada, die Bomben
gelegt zu haben. Nach den Explosionen wolle Estrada das Kriegsrecht
ausrufen und sein Amtsenthebungsverfahren wegen Korruption stoppen,
erklärten sie. Polizeichef Panfilo Lacson sagte am Donnerstag, es
gebe offenbar keinen Zusammenhang zwischen den Anschlägen und dem
Verfahren gegen Estrada.
Der Generalsekretär der linksgerichteten Koalition Bayan warf den
Behörden vor, die Festgenommenen dienten als Sündenböcke, um die
wahren Attentäter zu schützen. Bayan beschuldigt ebenfalls die
Regierung, hinter den Anschlägen zu stehen. Die Anhörung im
Amtsenthebungsverfahren wurde am 2. Jänner fortgesetzt. (APA/AP)