Wien - Der Südtiroler Politiker Peter Paul Rainer ist am Donnerstag in Wien verhaftet worden. Das bestätigte das Wiener Sicherheitsbüro gegenüber der APA. Rainer wird vorgeworfen, seinen früheren politischen Weggefährten, den Gründer der Südtiroler Freiheitlichen, Christian Waldner, 1997 mit fünf Schüssen ermordet haben. Rainer war bereits in Abwesenheit zu zwanzigeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Im Mai des Vorjahres hatte das Oberlandesgericht in Brescia den Schuldspruch aus erster Instanz erneuert. Hinweis von italienischer Polizei Peter Paul Rainer wurde Mittwoch Abend gegen 22.45 Uhr in einer Wohnung in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus nahe des Westbahnhofs festgenommen, erklärte der Chef des Wiener Sicherheitsbüros, Hofrat Max Edelbacher. Die Information, dass sich Rainer möglicherweise in Wien aufhalten könnte, sei von der italienischen Polizei gekommen, so Edelbacher. Offenbar erhielt der Gesuchte Besuch von Mitgliedern des engeren Familienkreises, die damit eine Spur legten. Die Polizei habe erwägen müssen, ob es sich um einem Einsatz mit erhöhtem Risiko handle, berichtete der Kriminalist weiter: "Auf Grund der Umstände war nicht auszuschließen, dass Rainer bewaffnet ist. Es war nicht klar, dass die Sache so glimpflich abläuft." Da Österreich und Italien EU-Mitglieder sind, tritt nun ein "vereinfachtes" Auslieferungsverfahren in Kraft. Edelbacher: "Wir werden ihn an das Wiener Landesgericht für Strafsachen übergeben, das ihn dann an die italienischen Behörden ausliefert. Das dürfte meiner Meinung relativ rasch gehen." Mit internationalem Haftbefehl gesucht Auf der Flucht befand sich der zuletzt mit internationalem Haftbefehl gesuchte Peter Paul Rainer (33) seit seinem Berufungsprozess in Brescia, der Mitte Mai des vergangenen Jahres begonnen hatte. Italienische Medien hatten im Dezember von Verhandlungen Rainers mit den Bozner Polizeistellen über die Bedingungen für eine Rückkehr berichtet, was von Angehörigen dementiert worden war. Auf die Spur dürften die Fahnder dem Gesuchten durch einen Verwandtenbesuch in der Bundeshauptstadt gekommen sein. Noch nicht rechtlich ausgestanden ist das Gerichtsverfahren gegen den Mitgründer der Südtiroler Freiheitlichen. Seine Anwälte hatten Berufung gegen das Urteil von Brescia eingelegt, wo im vergangenen Mai das Verfahren neu aufgerollt worden war. Eine Entscheidung des römischen Kassationsgerichtshofes stand vorerst aus. Rainer hatte damals in Abwesenheit zwanzigeinhalb Jahre Haft erhalten. Das Oberlandesgericht in Brescia erneuerte damals nach fast achtstündigen Beratungen den Schuldspruch aus 1. Instanz gegen Rainer. Er soll seinen früheren politischen Weggefährten und Gründer der Südtiroler FP, Christian Waldner, 1997 mit fünf Schüssen ermordet haben. Seit seinem Nichterscheinen vor Gericht war über den möglichen Aufenthalt Rainers spekuliert worden. Unter anderem wurden Kroatien oder Deutschland, wo Rainer im Oberallgäu bis zu seinem Untertauchen bei einem Kirchensender gearbeitet hatte, genannt. Vermutet worden war auch, Rainer habe sich zu Verwandten nach Uganda abgesetzt, wo ein Onkel des Angeklagten lebt. Nach Geständnis Unschuld beteuert Waldner war 1997 im Anwesen seiner Familie oberhalb von Bozen ermordet worden. Nach mehreren Geständnissen hatte Rainer im Verlauf der Verfahren dann später seine Unschuld beteuert. Das Oberlandesgericht in Trient hatte 1998 in zweiter Instanz das Urteil der ersten Instanz aufgehoben. Das Höchstgericht in Rom ordnete schließlich die Neuauflage des Prozesses in Brescia an. Rainer und Waldner hatten ihren politischen Weg gemeinsam in der Jungen Generation der Südtiroler Volkspartei begonnen, wo Rainer Sekretär des späteren JG-Chefs Waldner war. Nachdem die beiden die Sammelpartei verlassen hatten, fungierte Waldner unter der Patronanz Jörg Haiders 1992 als Gründungsobmann der Südtiroler Freiheitlichen, für die er auch als Abgeordneter im Landtag saß. 1995 trennte sich Waldner nach internen Flügelkämpfen von der Partei und sympathisierte als "wilder Abgeordneter" mit der Lega-Nord. Einfaches Parteimitglied Rainer Auch in dieser Zeit soll Rainer, der als Bildungsoffizier in den Südtiroler Schützenbund gewechselt hatte, Waldner in dessen politischer Arbeit unterstützt haben. Die FPÖ stellte am Donnerstag gegenüber der APA fest, dass Rainer nie "Freiheitlicher Politiker", sondern "einfaches Parteimitglied" gewesen sei. Seine Mitgliedschaft habe man für den Zeitraum bis zum Urteil in erster Instanz ruhend gestellt, mit dem Urteil sei er aus der Partei ausgeschlossen worden. Trotz eines gefälschten Maturazeugnisses hatte Rainer an der Universität Innsbruck ein Geschichtsstudium absolviert und war bis zu seiner ersten Verhaftung Universitätsassistent. Magister- und Doktor-Titel waren ihm später von der Universität aberkannt worden, die Matura holte er in der Zeit bis zum Verfahren in Trient im Gefängnis nach. (APA)