Berlin - Das generelle Verbot von Tiermehl-Verfütterung reicht nach Einschätzung von Experten möglicherweise aus, um der Rinderseuche BSE Herr zu werden. Michael Baier vom Robert-Koch-Institut auf einer Tagung zum Thema BSE in Berlin, es sei "einigermaßen sicher", dass BSE verschwinden werde, wenn Tiermehl nicht mehr verfüttert werde. Die Einhaltung des gesetzlichen Verfütterungs-Verbots müsse aber streng kontrolliert werden.Wachstumshormone und Tiermehl sind Hauptinfektionsquelle Auch der Infektionsmediziner Heinz Zeichhardt von der Freien Universität Berlin sagte, der Hauptansteckungsweg sei Tiermehl. Der Neurologe Peter Marx warnte jedoch, eine Infektion sei auch durch Wachstumshormone möglich. Warnung vor Bodybuiling Muskelaufbau-Präparaten Österreichische Wissenschaftler hatten Ende Dezember bereits Bodybuilder vor Muskelaufbau-Präparaten gewarnt, die Rinderanteile enthalten könnten. In Großbritannien ist erst ein Tier nach dem Verbot erkrankt Die These, dass das Tiermehl-Verbot die BSE-Krise beenden könnte, wird nach Aussage Baiers durch die Entwicklung in Großbritannien gestützt. Hier sei bislang lediglich ein Rind erkrankt, das nach dem generellen Verbot der Tiermehl-Verfütterung im Jahr 1996 geboren worden sei. Zudem sei die Zahl die Neuerkrankungen von mehr als 8000 im Jahr 1996 auf 1200 im Jahr 2000 deutlich zurück gegangen. "Die Situation in Großbritannien ist außergewöhnlich gut", sagte Baier. Voraussetzung sind konsequente Kontrollen Voraussetzung für ein Eindämmen der Seuche seien energische Kontrollen der Fütterungs-Vorschriften. "So können wir BSE loswerden", sagte Baier. In der Europäischen Union (EU) darf Tiermehl seit Jahresbeginn generell nicht mehr an Nutztiere verfüttert werden. Zuvor war nur die Verfütterung an Wiederkäuer wie etwa Rinder untersagt. Infektionsmediziner gegen Herdenschlachtung Die Wissenschaftler stützten mit ihren Aussagen die Forderung des Deutschen Bauernverbands, nicht mehr die ganze Rinder-Herde zu schlachten, wenn eines ihrer Tiere BSE-infiziert ist. Der Infektionsmediziner Zeichhardt sagte, es handele sich nach derzeitigen Erkenntnissen um die Erkrankung von einzelnen Tieren. Es sei nicht davon auszugehen, dass der BSE-Erreger direkt von einem Rind auf andere übertragen werden könne. Es gebe nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass infizierte Kühe ihre Kälber mit BSE anstecken könnten. Ansteckung durch Lebensmittel bestehen im Moment auf "Annahmen und Mutmaßungen" Keine klaren Erkenntnisse gibt es offenbar über die BSE-Gefahr durch Lebensmittel. Der Berliner Lebensmittel-Hygieniker Hans-Jürgen Sinell sagte, hier arbeite man vor allem mit "Annahmen und Mutmaßungen". Er halte den Verzehr von Milchprodukten sowie von Rinder-Muskelfleisch wie Gulasch, Tartar oder Braten für unbedenklich. Riskant seien Gehirn und Rückenmark sowie Lunge, Leber, Darm und Augen von Rindern. BSE steht im Verdacht, beim Menschen eine neue Variante der tödlichen Creutzfeld-Jakob-Krankheit auszulösen. Unklar ist ob sich Menschen mit BSE-Erregern infizieren können Unklar ist den Wissenschaftlern zufolge, ob sich alle Menschen mit den BSE-Erregern infizieren können. Neurologe Marx sagte, es sei möglich, dass für eine Infektion bestimmte genetische Anlagen vorhanden sein müssten. Es könne aber auch sein, dass diese Personengruppe nur vor den anderen erkranke. Hochrechnungen über die Zahl künftiger Creutzfeld-Jakob-Kranker seien daher "auf Wasser gebaut". (Reuters)