Nur kurz hat die mediale Freude über die Hoffnungen auf eine Wende im Nahost-Konflikt gedauert. So dümmlich die meisten Meldungen waren, so sehr wünschte man sich, sie mögen sich als richtig erweisen. Tatsache ist, es gibt nicht einmal Verhandlungen, und nachdem am Donnerstag beide Seiten ihr Nein zur Überschreitung ihrer "roten Linien" wiederholten, wird es wahrscheinlich auch keine geben. Und wenn es welche gibt, kommen sie zu spät, um vor dem 20. Jänner, an dem Bill Clinton geht, und dem 6. Februar, an dem nach jetzigem Stand der Dinge Ehud Barak geht, etwas zu ändern. Schade, denn die "Nein" der beiden Seiten - das israelische zur palästinensischen Souveränität über Ostjerusalem, das palästinensische zum Verzicht auf das Rückkehrrecht - sind de facto längst überholt. Zu Ersterem sind die Debatten schon weit fortgeschritten. Aber auch die Palästinenser und die Araber wissen nur allzu genau, dass es eine Rückkehr der damals Geflüchteten und Vertriebenen (die es nach offizieller israelischer Staatsdoktrin nicht, aber nach neuerer israelischer Geschichtsforschung sehr wohl gibt) und ihrer Nachkommen auf das heutige israelische Territorium nicht spielen wird. Eine prinzipielle Anerkennung des Rechts bedeutet keineswegs die automatische Rückkehr, außerdem muss es sich nicht auf die bereits dritte Generation, die in Flüchtlingslagern lebt, erstrecken. Aber "Gerechtigkeit" lässt sich andererseits nicht so leicht abkaufen, wie das der Clinton-Plan offensichtlich vorsieht. Dass sich der Staat Israel mit der Anerkennung einer - vorsichtig formuliert - Mitverantwortung für das Flüchtlingsproblem so schwer tut, hat nicht nur ideologische, sondern auch handfeste finanzielle Gründe. Dazu kommt das Wissen, dass es für die Hunderttausenden aus arabischen Ländern unter Verlust ihres Vermögens geflüchteten Juden niemals auch nur einen Groschen geben wird. (DER STANDARD, PRINTAUSGABE, 6. Jänner 2001)