Bangkok/Wien - Es klingt eher nach Rave-Party als nach ausgeklügelter Wahlmaschine: Die "Thailänder lieben Thailänder"-Partei des Industriellen Thaksin Shinawatra rollt seit Wochen Geld und Frohsinn versprühend den Politbetrieb des südostasiatischen Königreichs auf. Und nebenbei wird sie den vermutlich reichsten Mann des Landes bei den Wahlen am Samstag in das Amt des Premierministers katapultieren. Zwar hat die unabhängige Wahlkommission zum Jahresende den Durchmarsch des agilen Milliardärs gebremst. Shinawatra soll während seiner kurzen Amtszeit als Vizepremier 1997 falsche Angaben über sein Vermögen gemacht haben. Gelangt das Verfassungsgericht zum selben Schluss, dürfte der Chef der "Thailänder lieben Thailänder"-Partei fünf Jahre lang kein öffentliches Amt mehr übernehmen. Doch vor den Unterhauswahlen wird kein Richterspruch mehr fallen, und Shinawatra führt immer noch weit vor Premier Chuan Leepkai. Für die Zeit danach allerdings droht die Regimekrise. Thailands Demokratie ist kaum drei Jahre alt und steht schon auf dem Prüfstand. Erste freie Wahlen Während der Asienkrise 1997, als Thailands Banken als Erste ihre faulen Kredite entdeckten, die Landeswährung Baht gefloatet werden musste und am Ende 50 Prozent ihres Werts gegenüber dem Dollar verlor, stürzte die Regierung gleich mit der herrschenden Unternehmerschicht des Landes. Seither regiert eine Sechs-Parteien-Koalition der Demokraten um Premier Leepkai. Mit strikten Bankengesetzen und einer Kampagne gegen Korruption stabilisierte sie Thailand und erzwang die Öffnung zur Demokratie. Die Parlamentswahl am Samstag ist die erste nach der Verfassungsänderung, die König Bhumibol unterschrieb. Million für jedes Dorf Doch vor allem die Landbevölkerung kreidet der Demokratischen Partei des Premiers die Teuerung der Lebenskosten an. Und die Aussichten für 2001 versprechen nichts Gutes: Die Investitionen lahmen schon wieder, denn der Anteil fauler Kredite wird auf immer noch 25 Prozent geschätzt, was die Banken sehr zurückhaltend bei der Kreditvergabe macht. Die "Thailänder lieben Thailänder"-Partei kommt da eben recht. Eine Million Baht, umgerechnet 335.000 Schilling, hat Shinawatra jedem der vielleicht 70.000 Dörfer in Thailand versprochen. Doch auch Bangkoks Geschäftswelt, so sagen Analysten, wartet auf den "New Deal" einer neuen Regierung. Eine Staatsgesellschaft zur Übernahme der dubiosen Anleihen und Kredite will Shinawatra deshalb auf die Beine stellen. Das Rezept kommt westlichen Ökonomen nur allzu bekannt vor: Thailands Unternehmerkaste drängt zurück an die Macht. (DER STANDARD, PRINTAUSGABE, 6.1.2001)