Berlin - Der designierte FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle will die Partei für breitere Wählerschichten öffnen. Außerdem will er die rot-grüne Regierungskoalition zerschlagen. Dies seien seine vordringlichsten Ziele, erklärte er. Für eine herausragende Stellung Jürgen Möllemanns innerhalb der neuen FDP-Führung setzten sich eine Reihe von FDP-Funktionären ein. Westerwelle sagte: "Das Ziel Nummer eins der FDP ist es, die Grünen aus der Regierung zu entfernen. Mit wem, das entscheidet der Wähler. Mein Ziel ist es, die FDP für alle zu öffnen. Vom Arbeiter über die Krankenschwester bis zum Vorstandsvorsitzenden. Liberalität für alle." Der scheidende Parteichef Wolfgang Gerhardt habe sich "honorig verhalten, ich finde kein besseres Wort", erklärte Westerwelle. "Es war eine harte Zeit. Aber es fiel nie ein lautes Wort." Unterdessen mehrten sich die Stimmen, Möllemann in die Parteiführung einzubeziehen. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, Horst Engel, sagte im Kölner "Express" (Samstagausgabe), es sei undenkbar, ein politisches Schwergewicht wie Möllemann nicht zu berücksichtigen. Er forderte ein Triumvirat mit Westerwelle, Gerhardt und Möllemann als neue FDP-Führung. Für eine "herausgehobene Rolle" Möllemanns im Bundestagswahlkampf 2002 machte sich auch die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Cornelia Pieper stark. Sie warnte "vor einer Ausgrenzung" Möllemanns. "Es geht um die Übernahme der Regierungsverantwortung durch die FDP und nicht um persönliche Eitelkeiten." Möllemann selbst sagte der Zeitung, er glaube nicht an eine Absprache zwischen Gerhardt und Westerwelle, die seine Ausgrenzung zum Ziel habe. "Ich glaube, die beiden sind viel zu klug, um so unklug zu sein." Demgegenüber sagte Bundestags-Vizepräsident Hermann Otto Solms dem Leipziger Blatt, Möllemann müsse sich "so wie alle anderen Landesvorsitzenden der FDP hinter dem Tandem Westerwelle/Gerhardt ins Team einreihen". Es müsse bei der Spitzenrolle von Westerwelle und Gerhardt bleiben, "wobei Westerwelle als Vertreter der jungen Generation und Gerhardt als Repräsentant der traditionellen Wähler eine Einheit bilden". Und der Nachfolger? Unmittelbar nach der Einigung über die neue Führungsstruktur der FDP gibt es auch erste Spekulationen über die Nachfolge von Guido Westerwelle als FDP-Generalsekretär. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag hat die selbstständige Unternehmensberaterin Silvana Koch-Mehrin beste Chancen, Westerwelle in diesem Amt zu beerben. Die 30-Jährige ist Mitglied im FDP- Vorstand. Ein FDP-Sprecher wollte dies am Freitag nicht bestätigen. Über die Nachfolge von Westerwelle sei bisher nicht nachgedacht worden. "Es gibt überhaupt keine Gremienabsprache dazu." Koch-Mehrin sei bisher nur von Medien ins Gespräch gebracht worden. Dies könne sich aber ändern. Das Parteipräsidium werde sich am Samstag in Stuttgart mit der Frage befassen, wer künftig Generalsekretär der FDP sein wird. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle hat erleichtert auf die Beilegung des Führungsstreits in seiner Partei reagiert. Im Südwestrundfunk sagte der rheinland-pfälzische FDP-Chef am Freitag, er freue sich, dass die unerfreuliche Debatte um die Parteispitze beendet sei. Nun könnten sich die Freien Demokraten endlich wieder auf die politischen Themen konzentrieren. Zugleich bestritt Brüderle, dass er selbst Ambitionen auf den FDP-Vorsitz gehabt habe. Er sei von Mainz nach Berlin gegangen, um im Bundestag politische Arbeit zu leisten, sagte der FDP-Politiker. Brüderle war 1998 als rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister zurückgetreten und hatte sich zum stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion wählen lassen. " ... langsam beschwerlich" CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat die FDP nach ihrer Einigung auf eine neue Führungsstruktur aufgefordert, wieder zu Sachthemen zurück zu finden. "Ich finde es langsam beschwerlich, dass in der FDP unentwegt Personalfragen im Vordergrund stehen. Mir ist völlig entgangen, welche Meinung die FDP zu der jetzigen Diskussion um die Rentenreform hat, was sie zu den Fragen von BSE meint oder zum Gipfel von Nizza", sagte Merkel am Freitag im Deutschland Radio Berlin. Grundsätzlich sei die FDP aber nach wie vor "ein potenzieller Koalitionspartner" für die Union. Zunächst müsse die CDU aber selbst wieder stark werden. "Wir sind thematisch wieder da, aber wir können zulegen", sagte Merkel. (APA/dpa/Reuters/AP)