Ökologie
Linz: Protestfahrt gegen AKW Temelin
Rund 200 Fahrzeuge demonstrieren im Schritt-Tempo
Linz - Rund 200 Pkws, "geschmückt" mit Transparenten und Aufklebern, haben am Freitag an einer Anti-Temelin-Protestfahrt in der Linzer Innenstadt teilgenommen. Ziele waren unter anderem der Hauptplatz und der Sitz der oberösterreichischen Landesregierung.
Der Konvoi war - von der Polizei mit Blaulicht eskortiert - von Urfahr über die Nibelungenbrücke zum Linzer Hauptplatz gefahren. "Begleitet" wurde die Protestfahrt von lautstarken Autohupen, Sirenengeheul sowie Trillerpfeifen und Ratschen. Die Fahrzeuge waren mit Anti-Temelin-Plakaten drapiert, viele führten auch Fahnen und jene gelben Luftballons mit, die auch während der Grenzblockaden zum Symbol des Widerstands gegen das südböhmische Atomkraftwerk geworden waren. Auf dem Hauptplatz unmittelbar neben der Linzer Dreifaltigkeitssäule stellten die Atomgegner einen symbolischen und aus Holz gefertigten "Kühlturm" auf.
Nach der Kundgebung auf dem Hauptplatz fuhr der Konvoi weiter zum Landhaus, wo an Landeshauptmann Josef Pühringer (V) ebenfalls der "Stopp-Temelin-Appell" übergeben wurde. Anschließend überreichten die Temelin-Gegner ihren Appell auch den Vertretern der Wirtschaft beim Sitz der oberösterreichischen Wirtschaftskammer.
Aufweck-Aktion
Wie schon in Wien so handelt es sich auch in Linz um eine so genannte Aufweck-Aktion. Die Gegner des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin wollen mit diesen Demonstrationen sowohl das Bewusstsein der Politiker als auch der Bevölkerung für die Gefahren durch das AKW schärfen. Bei der Aktion in Linz wurde an die politischen Vertreter der Stadt Linz, des Landes Oberösterreich sowie an den Präsidenten der Wirtschaftskammer ein "Stopp-Temelin-Appell" übergeben.
Darin wird die konsequente Umsetzung jener Vereinbarungen gefordert, die Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) und der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman in Stift Melk getroffen haben. Konkret geht es unter anderem um eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung für das AKW Temelin, die nach Ansicht der Atomgegner nicht im bisher ins Auge gefassten Zeitraum von vier Monaten durchführbar ist. Weiters müssten in die vereinbarte Sicherheitsüberprüfung des AKW Temelin auch die Vertreter der Bürgerinitiativen eingebunden werden.
In dem "Stopp-Temelin-Appell" wird weiters verlangt, dass es keine Strom-Dumping-Exporte aus Tschechien in die EU und auch keinen Atomstrom-Import nach Österreich geben dürfe. Schließlich wird ein Betriebsstopp für das AKW Temelin für den Zeitraum der Umweltverträglichkeits- und der Sicherheitsüberprüfung gefordert. Abschließend sprechen sich die Atomgegner für die Errichtung einer Temelin-Homepage für aktuelle Informationen und Störfälle aus, weiters für die Errichtung einer Temelin-Bürgerservice-Hotline und für die Gewährleistung des Demonstrationsrechts gegen Temelin aus. Dieses müsse "nötigen Falles auch Grenzblockaden als Notwehrmaßnahme" beinhalten. (APA)