Paris - Der französische Ermittlungsstrang in Bezug auf einen mutmaßlichen illegalen Waffenhandel mit Angola erfasst nun auch den ehemaligen Innenminister Charles Pasqua, nunmehr Präsident der rechtsnationalistischen "Rassemblement pour la France" (RPF). Die Ermittlungsbehörden vermuten, dass die auf den Verkauf militärischen Materials spezialisierte Fima Brenco International im Frühjahr 1999 den Europawahlkampf der RPF mit 450.000 US-Dollar (471.451 Euro/6,49 Mill. S) finanziert habe. RPF-Vizepräsident Jean-Jacques Guillet wies den Verdacht unterdessen entschieden zurück und bezeichnete die Finanzen seiner Partei als "absolut klar". Wie die französischen Medien am Samstag berichteten, haben die mit dem Ermittlungsstrang befassten Untersuchungsrichter Philippe Courroye und Isabelle Prevost-Desprez am vergangenen 4. Jänner die Beschlagnahme der buchhalterischen Unterlagen in Bezug auf die Wahlkampfinanzierung vom Frühjahr 1999 angeordnet. Laut Presseberichten hätten die Richter eine nicht datierte schriftliche Note in die Hände bekommen, in der der mittlerweilen inhaftierte Brenco-Gschäftsführer Pierre Falcone den Präsidenten von Angola, Jose Eduardo Dos Santos, davon in Kenntnis gesetzt habe, dass seine Firma Pasquas Bewegung 450.000 Dollar (471.451 Euro/6,49 Mill. S) überwiesen habe. Verwaltung der Parteikassen "trübe" Als Mittelsmann habe der ehemalige Präfekt und gegenwärtige Europaparlamentarier Jean-Charles Marchiani gedient, der in dem Papier mit dem Spitznamen "Robert" bezeichnet worden sei, berichtete die französische Zeitschrift "Le Canard Enchaine" bereits in der Ausgabe vom 20. Dezember. Marchiani war Anfang der 70er Jahre Mitglied des Kabinetts von Innenminister Pasqua. Er kannte eigenen Angaben zufolge Falcone und habe über seine Vermittlung mit Angola und Präsident Dos Santos zusammen gearbeitet, erklärte Marchiani laut "Canard Enchaine" der französischen Polizei bei einem Verhör am 30. November des Vorjahres. Marchiani betonte allerdings, dass ihm weder Dos Santos noch Falcone die besagte Geldsumme überreicht habe. Auch RPF-Vizepräsident Guillet meinte, dass die jüngste Beschlagnahme den "Vorteil" haben werde, zu beweisen, "dass die Konten (der RPF, Anm.) absolut klar sind". Die Beschlagnahme der Dokumente erfolgte wenige Tage vor der Zeugenanhörung des ehemaligen Mitstreiters von Pasqua, Philippe de Villiers. Der rechtsnationalistische Chef der "Mouvement pour la France" (MPF), der bei der Europawahl gemeinsam mit Pasqua 13 Prozent der Wählerstimmen erhalten und sich danach mit dem Altgaullisten zertritten hatte, wird auf eigene Nachfrage am 10. Jänner von der Justiz angehört. Er hat die Verwaltung der Parteikassen bereits mehrmals als "trübe" bezeichnet. (APA)