Adam Malysz, den sie auch Adam Riese oder den außerirdischen Adam nennen, kombiniert (für einen Skispringer) traumhafte Maße, nämlich 52 Kilogramm Gewicht und 169 Zentimeter Körpergröße, mit perfekt auf diese Maße abgestimmtem Material. Der 23-Jährige aus Wisla siegte mit 1045,9 Zählern (Rekord) und mit 104,4 Punkten Vorsprung (Rekord) auf den Finnen Janne Ahonen, man kann auch umrechnen und dann sagen, dass Malysz 68 Meter vorne oder Ahonen 68 Meter zurück lag. Malysz war nicht sprachlos, sagte aber: "Ich bin sprachlos. Das ist eine außergewöhnliche emotionale Erfahrung. Ich möchte mich bei allen dafür bedanken, dass ich das erleben durfte." Nicht zuletzt bedankte er sich für 280.000 Schilling Preisgeld und einen Audi im Wert von 700.000 Schilling. Malysz wird seit Jahren gemanagt, und zwar vom Österreicher Edi Federer, der sich auch um einen gewissen Andreas Goldberger kümmert. Federer hatte am Abend vor dem Tournee-Beginn für Red Bull einen Sponsor-Vertrag mit Malysz abgeschlossen, so gesehen hatte Red Bull kein schlechtes Naserl. Meister Malysz ist aber wiederum auch nicht vom Himmel gefallen, zum Beispiel hatten ihn die Österreicher, die ihn vom Training in Ramsau kannten, auf der Rechnung gehabt. Was sein Material betrifft, so weiß man, dass Malyszens Skier weiche Schaufeln haben, also sehr biegsam und quasi sensibel sind, sie setzen großes Fluggefühl voraus, Malysz hat es mitgebracht. Toni Innauer, den nordischen Direktor des österreichischen Skiverbands (ÖSV), erinnert der Stil, speziell der riskante, nach vorne gerichtete Absprung des Tournee-Siegers sowohl an Andreas Widhölzl wie an seinen, Innauers, früheren Schützling Andreas Felder. Innauer: "Insgesamt muss man sagen, dass die Skier trotz Limitierung immer noch zu viel Segelfläche bieten, sie sind nach wie vor zu breit. Die Burschen haben eh schon so eine niedrige Flugkurve, und trotzdem kommen sie bis ganz nach unten, bis ins Flache." Der Tournee-Ausklang in Bischofshofen war alkoholisch wie gehabt, und auch wenn man wahrhaftig keinen zu werfenden Stein in Griffnähe hat, verblüfft es einen jedes Jahr aufs Neue, wie sich herzurichten manch einer schafft. Aus ÖSV-Sicht war der Ausklang auch versöhnlich, vier kamen unter die Top 10 und endlich einmal einer aufs Stockerl, Vorjahrssieger Andreas Widhölzl als Dritter. Widhölzl meint, er habe seine Form noch nicht wieder gefunden, sei aber bei der Suche auf dem richtigen Weg. "Ich hab' gute Anhaltspunkte." Nicht zuletzt steht heuer noch eine WM an, von 15. bis 25. Februar und in Lahti, Finnland. Die Springer haben dort zwei Einzel- und - ein Novum - auch zwei Team-Bewerbe zu absolvieren. Wie es derzeit aussieht, führen die Wege zu den Titeln einerseits über Malysz, andererseits über Finnland. Natürlich sind die Deutschen und die Japaner nicht zu unterschätzen. Übrigens sprach der Informations-Direktor des inszenierenden und übertragenden deutschen TV-Senders RTL, der Österreicher Hans Mahr, von einem "psychologischen Knacks", den der deutsche Favorit Martin Schmitt erlitt, weil er die Qualifikation vor dem Neujahrs-Springen ausgelassen habe. Mahr: "Daran sollten alle teilnehmen. Das ist eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum. Bei der Formel 1 nimmt ein Michael Schumacher auch am Training teil." Bei RTL kann man sich vorstellen, wieder einmal den Modus ein bisserl zu verändern, außerdem spricht sich Mahr für das eine oder andere Abendspringen während der Tournee aus, dafür könnten speziell Oberstdorf und Innsbruck infrage kommen, dort finden die Bewerbe im Gegensatz zu Garmisch und Bischofshofen an Werktagen statt, zur Prime-Time wären die Einschaltquoten mit Sicherheit höher. RTL hat dem Deutschen Skiverband für drei Jahre 48 Millionen Mark (338 Millionen Schilling) gezahlt, der Vertrag läuft Ende 2002 aus, RTL hat bereits sein Interesse deponiert, ihn zu verlängern. Der entthronte Widhölzl kommentierte Malyszens Erfolg nicht zuletzt wie folgt: "Es tut den Deutschen vielleicht ganz gut zu sehen, dass es nicht immer nur um sie geht, dass auch andere springen können." Sollte nicht weiß ich was passieren, sind Widhölzl und der Tournee-Fünfte Stefan Horngacher Fixstarter bei der WM. Cheftrainer Alois Lipburger will vier weitere Springer nominieren, dabei auch abwarten, ob Andreas Goldberger seine Form wieder findet. Vielleicht kann ja Toni Innauer helfen, abschließend sagte der: "Nicht dass ich Masochist bin - aber es ist schon interessant, Krisen-Management zu betreiben." )