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Foto: Krause REUTERS
Berlin - Politisch scheinen ihm Fotos aus den Siebzigerjahren, auf denen der heutige Außenminister Joschka Fischer als militanter Straßenkämpfer zu sehen ist, nicht geschadet zu haben. Nur 14 Prozent der Deutschen (und 22 Prozent der Unionsanhänger) fordern in einer Forsa-Umfrage vom Sonntag, dass Fischer wegen seiner Vergangenheit aufgibt. Fischer selbst leistet in zahlreichen Interviews öffentlich Abbitte, verhehlt hat er seine Geschichte ohnehin nie. Diese Woche will er den Polizisten Rainer Marx treffen, den er - wie auf einem im Stern veröffentlichten Foto ersichtlich - verprügelt hat. Er werde sich bei Marx entschuldigen, so Fischer. Marx hat ihm schon verziehen und bekundet, Fischers Auftreten als Politiker zeige, dass dieser mit seiner militanten Vergangenheit gebrochen habe. Streit gibt es dagegen um die Straßenkampf-Bilder. Der Fotograf Lutz Kleinhans hatte die Aufnahmen der Journalistin Bettina Röhl zur Verfügung gestellt. Röhl ist Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (sie beging 1976 Selbstmord) und wollte, so Kleinhans, die Bilder für ein Buchprojekt. Die Rechte für eine Veröffentlichung im Stern habe er nicht übertragen, sodass er Klage einreichen werde. Schröder war Verteidiger von Horst Mahler Anders als der Vizekanzler ist der Bundeskanzler über bestimmte Episoden seiner Vergangenheit nicht so auskunftsfreudig. Gerhard Schröder wird nicht gerne darauf angesprochen, dass er der langjährige Verteidiger von Horst Mahler war. Als Anwalt erstritt der SPD-Politiker 1988, dass Mahler, der wegen Mitgliedschaft in der RAF, schweren Raubes und Beihilfe zum Mordversuch zu einer 14-jährigen Haftstrafe verurteilt worden war, seine Zulassung als Anwalt wiederbekam. Der einstige Linksradikale Mahler vertritt nach einem Gesinnungswandel pikanterweise die rechtsextreme NPD vor dem Bundesverfassungsgericht, wenn Innenminister Otto Schily die Klage auf Verbot der Partei beim Höchstgericht einbringt. Schily, protokollarisch nach Schröder und Fischer Nummer drei in der rot-grünen Regierung, hatte mit Mahler die Nebenklage im Prozess um den Tod von Benno Ohnesorg, der bei den Berliner Studentenprotesten 1968 umgekommen war, vertreten. Bekannt wurde Schily aber vor allem durch die Verteidigung der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Als Innenminister tritt Schily jetzt eher als Hardliner auf. Die Opposition hat bisher nur vorsichtige Andeutungen über die Vergangenheit von Schröder und Schily gemacht, was sich nach den Fischer-Fotos ändern könnte. Schily, der früher FDP gewählt hat und 1989 von den Grünen zur SPD gewechselt ist, sieht die eigene Geschichte nicht als Belastung an. "Es gibt Menschen, die haben eine komplizierte Biografie, das macht sich auch in der Politik bemerkbar." (Alexandra Föderl-Schmid, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 8. 1. 2001)