Kabul - Die in großen Teilen Afghanistans herrschenden fundamentalistischen Taliban-Milizen verhängen seit Montag die Todesstrafe gegen Personen, die vom Islam zu einer anderen Religion konvertieren. Auch Nicht-Moslems, die Moslems zum Übertritt bewegen wollen, droht die Todesstrafe, wie der oberste Taliban-Führer, Mullah Mohammad Omar, im Kabuler Rundfunksender "Shariat" verkündete. Omar beschuldigte die Anhänger anderer Glaubensrichtungen, insbesondere Christen und Juden, der Missionierung von Moslems und des Versuchs der "Verteufelung" der von den Taliban praktizierten strikten Auslegung des Islams. Buchhändler, die Islam-kritische Druckwaren oder solche über andere Religionen verkaufen, müssen laut Omar mit fünf Jahren Haft rechnen. Gläubige anderer Religionen dürfen in Afghanistan bisher ihren Glauben praktizieren. In Kabul gibt es große Sikh- und Hindu-Gemeinden, und auch ein Rabbiner lebt noch in der afghanischen Hauptstadt. Verbrannte Erde Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Staatengemeinschaft zu einem entschlossenen Vorgehen gegen das "terroristische" Fundamentalisten-Regime der Taliban aufgerufen. In den Taliban-kontrollierten Gebieten würden Minderheiten verfolgt und vor allem Frauen entrechtet und gedemütigt. Die Taliban hätten überall dort, wo sie auf starken Widerstand stießen, die Häuser und die Ernte verbrannt, um eine baldige Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. Die GfbV wirft den Taliban schwerste Menschenrechtsverletzungen vor, der Schrecken könnte noch Jahre andauern. Die Organisation fordert daher, dass die Taliban konsequent zu isolieren seien. Afghanische Flüchtlinge in Pakistan vom Kältetod bedroht Tausende afghanische Flüchtlinge sind nach UNO-Angaben in Pakistan vom Kältetod bedroht. Rund 18.000 Neuankömmlinge lebten bei frostigen Temperaturen unter entsetzlichen Bedingungen, erklärte am Montag ein Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Pakistan. Viele hätten lediglich Plastikplanen, um sich vor der Kälte zu schützen, sagte Sprecher Yousuf Hasan weiter. Mehrere Menschen seien bereits gestorben. "Die Leute kommen von weither, und bis sie nach Pakistan gelangen, sind sie schon in einer verzweifelten Lage", sagte der UNO-Sprecher. Er kündigte an, dass die Vereinten Nationen ab (dem morgigen) Dienstag täglich 2.000 Menschen in Lager bringen würden, wo sie Nahrung und Unterkunft erhielten. In Pakistan leben allein im Nordwesten 1,2 Millionen Afghanen, die vor den Kämpfen zwischen den regierenden Taliban und der Opposition um den vertriebenen Präsidenten Burhanuddin Rabbani geflüchtet sind. Eine weitere Million afghanischer Flüchtlinge verteilt sich auf den Rest des Landes. (APA/AF/Reuters)