Stellen Sie sich lieber nicht vor, Chello -Kunde zu sein. Denn dann wären Sie selber Schuld. Als Kunde des Breitband-Online-Dienstes des Kabelmonopolhalters Telekabel ist man nämlich immer selber Schuld. Prinzipiell. Auch - und vor allem - dann, wenn der angeblich wieselflinke Internetdienst wieder einmal noch langsamer und unzuverlässiger ist, als die italienische Post. Zuerst doppelt Wenn da - um nur ein kleines, jüngstes Beispiel zu nennen - ab dem 16. Dezember Mails zuerst doppelt, dann sporadisch und zuletzt gar nicht mehr ankommen, und Verbindungsgeschwindigkeiten mitunter das Tröpferltempo antiker Akkustikkoppler unterschreiten etwa. Schuld sind Sie. Der User oder die Userin. Freilich wissen Sie das nur dann, wenn Sie das Glück haben, bei der Chello-Hotline jemanden zu erreichen. Denn nach ?Wenn Sie Chello-Kunde sind, drücken Sie die drei? landen sie mit ziemlicher Sicherheit im Telekabel-Testglände für Läut- und Besetztzeichen - samt Aus-der-Leitung-Flieg-Roulette. Oder aber bei einem Tonband. Das erklärt Ihnen dann, dass der Fehler, der Sie seit zwei Wochen nervt, vor drei Tagen zum ersten Mal aufgetreten sei. Außerdem sei er seit gestern behoben. Schuld Wieso Sie selbst daran Schuld sind? ?Weihnachtswünsche? sagen die Telekabler, hätten das Netz so belastet, dass es zu ?Engpässen? gekommen sei. (Und außerdem kam am 24. zu Mittag dann eh ein Schüppel - zum Teil bereits im Juni versandter - Mails durch.) Gerade so, als hätte Weihnachten für all jene Netzbenutzer, deren Provider vertragsgemäß Leitung und Leistung stellten, keinerlei Spam-Relevanz. Sie geißeln sich immer noch nicht selbst? Na gut, in einem katholischen Land will auch Chello ein wenig Buße tun: Für jedes verspätet zugestellte Mail, werde man ?Licht ins Dunkel? einen Schilling spenden. Sicher ein schöner Batzen Geld - sogar dann, wenn man die notgedrungen über andere Accounts versandten Mails nicht mitrechnet. Das Wissen Aber für das Wissen, dass die Nichterbringung einer bezahlten Leistung von dem, der seine Kunden hängen lässt, für prestigeträchtige ?Hier-überreicht-unser-Chef-einen- sechsstelligen-Scheck?-Aktionen verwendet wird, wären Sie sicher bereit, auch die Totalabschaltung des Werkels (selbstverständlich bei weiterer, voller Gebührenabbuchung) in Kauf zu nehmen. Wenn Sie Chello-Kunde wären. Sind Sie nicht? Schade - da entgeht Ihnen was. Aber daran sind Sie selber Schuld. (Thomas Rottenberg)