IT-Business
Hello, I'm Chello
Stellen Sie sich lieber nicht vor, Kunde des Breitband-Providers zu sein - Von Thomas Rottenberg
Stellen Sie sich lieber nicht vor, Chello
-Kunde zu sein. Denn dann
wären Sie selber Schuld. Als Kunde des Breitband-Online-Dienstes
des Kabelmonopolhalters Telekabel ist man nämlich immer selber
Schuld. Prinzipiell. Auch - und vor allem - dann, wenn der angeblich
wieselflinke Internetdienst wieder einmal noch langsamer und
unzuverlässiger ist, als die italienische Post.
Zuerst doppelt
Wenn da - um nur ein kleines, jüngstes Beispiel zu nennen - ab dem
16. Dezember Mails zuerst doppelt, dann sporadisch und zuletzt gar
nicht mehr ankommen, und Verbindungsgeschwindigkeiten mitunter
das Tröpferltempo antiker Akkustikkoppler unterschreiten etwa.
Schuld sind Sie. Der User oder die Userin.
Freilich wissen Sie das nur dann, wenn Sie das Glück haben, bei der
Chello-Hotline jemanden zu erreichen. Denn nach ?Wenn Sie
Chello-Kunde sind, drücken Sie die drei? landen sie mit ziemlicher
Sicherheit im Telekabel-Testglände für Läut- und Besetztzeichen -
samt Aus-der-Leitung-Flieg-Roulette. Oder aber bei einem
Tonband. Das erklärt Ihnen dann, dass der Fehler, der Sie seit zwei
Wochen nervt, vor drei Tagen zum ersten Mal aufgetreten sei.
Außerdem sei er seit gestern behoben.
Schuld
Wieso Sie selbst daran Schuld sind? ?Weihnachtswünsche? sagen die
Telekabler, hätten das Netz so belastet, dass es zu ?Engpässen?
gekommen sei. (Und außerdem kam am 24. zu Mittag dann eh ein
Schüppel - zum Teil bereits im Juni versandter - Mails durch.) Gerade
so, als hätte Weihnachten für all jene Netzbenutzer, deren Provider
vertragsgemäß Leitung und Leistung stellten, keinerlei
Spam-Relevanz.
Sie geißeln sich immer noch nicht selbst? Na gut, in einem
katholischen Land will auch Chello ein wenig Buße tun: Für jedes
verspätet zugestellte Mail, werde man ?Licht ins Dunkel? einen
Schilling spenden. Sicher ein schöner Batzen Geld - sogar dann,
wenn man die notgedrungen über andere Accounts versandten Mails
nicht mitrechnet.
Das Wissen
Aber für das Wissen, dass die Nichterbringung einer bezahlten
Leistung von dem, der seine Kunden hängen lässt, für
prestigeträchtige ?Hier-überreicht-unser-Chef-einen-
sechsstelligen-Scheck?-Aktionen verwendet wird, wären Sie sicher
bereit, auch die Totalabschaltung des Werkels (selbstverständlich bei
weiterer, voller Gebührenabbuchung) in Kauf zu nehmen. Wenn Sie
Chello-Kunde wären. Sind Sie nicht? Schade - da entgeht Ihnen
was. Aber daran sind Sie selber Schuld. (Thomas Rottenberg)