Wien - Vor der morgen, Dienstag, beginnenden nächsten Verhandlungsrunde um die Entschädigung für "arisiertes" NS-Raubgut war am Montag weiterhin ungeklärt, in welchem Umfang und in welchem Schlüssel die Wirtschaft für Pauschalbeträge aufkommt. Aus den bisherigen Positionen war zu schließen, dass die Wirtschaft zunächst abwarten will, was auf die Republik Österreich in einem "Gesamtabschluss" zukommt und ob danach auch tatsächlich Rechtsfrieden herrscht. Danach werde auf höchster Ebene relativ "blitzschnell" das weitere Vorgehen geklärt werden können, hieß es heute von österreichischer Seite. Unbestritten seien individuelle Schadenersatzleistungen auf Grund konkret belegbarer Entschädigungsansprüche, argumentieren die Wirtschaftsvertreter. Am Beispiel von Banken und Assekuranzen also dort, wo beispielsweise Konten geplündert oder durch Einziehung von Versicherungspolizzen Vermögensverluste entstanden waren. Die Verhandlungen um die "Pauschalsummen" hingegen dürften noch länger nicht abgeschlossen werden, hieß es heute. Bei der vergangenen Runde der Restitutionsverhandlungen knapp vor Weihnachten hatte Österreich ein neues Angebot dargelegt: Zum bereits zuvor bekannten Bundesanteil von 150 Millionen Dollar (157 Mill. Euro/2,16 Mrd. S) legte Österreich zuletzt ein Angebot von weiteren 150 Mill. Dollar vor, die "hauptsächlich, aber nicht nur" von der Wirtschaft aufgebracht werden sollen. Nachdem für die Entschädigungen der Zwangsarbeiter auf Wirtschaftsseite hauptsächlich die Industrie zur Kasse gebeten worden waren, erwarten Insider, dass in der Restitutionsfrage nun vor allem Unternehmen aus dem Finanzsektor Beiträge leisten sollen. Die Versicherungswirtschaft hatte jedoch schon vor Weihnachten Beiträge in einen neuen Topf für Restititutionsentschädigungen abgelehnt. Keinen weiteren Beitrag zu zusätzlichen Zahlungen durch die österreichische Wirtschaft will wie berichtet die Bank Austria-Gruppe im aktuellen Restitutionskomplex leisten. Sie sehe durch ihr bereits früher getroffenes Settlement - 40 Mill. Dollar und 5 Mill. Dollar im Rahmen einer Sondervereinbarung mit dem WJC - alle Entschädigungszahlungen abgedeckt, hatte die Gruppe zuletzt wieder bekräftigt. (APA)