Wien - Schwer unter die Räder gekommen ist die Aktie der Buch- und Medienhandelskette Libro. Nachdem der Titel schon in der vergangenen Woche knapp ein Fünftel seines Werts einbüßte, setzte die Papiere diese Woche ihre Talfahrt fort. Mit einem Minus von 3,57 Prozent markierte die Aktie am Dienstag Nachmittag bei 13,08 Euro auf einem neuen Rekordtief. Aus technischer Sicht sei der Weg nach unten weiter offen, hieß es im Handel. Ein Analyst der Erste Bank meinte zu den Gründen des Kursabsturzes, dass die in der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Format" kolportierten Aussagen des Libro-Vorstands, wonach im klassischen Handelsgeschäft statt einer ursprünglichen Umsatzsteigerung um 17 Prozent für 2000/2001 nur ein Wachstum von 10 Prozent auf zirka 5,5 Mrd. S (400 Mill. Euro) zu erwarten sei, als "Umsatzwarnung" zu werten seien. Flächenbereinigt, erklärte der Analyst, entspreche das nun reduzierte Wachstumsziel nämlich lediglich einem "Nullwachstum". "Damit geht viel an Deckungsbeitrag verloren". Umsatzzahl enttäuschend Als enttäuschend bezeichneten Aktienexperten auch die im "Format" neu kolportierte Umsatzzahl von knapp mehr als 200 Mill. S für lion.cc. Nach dem strategischen Einstieg der WAZ-Gruppe bei Libro sei noch von 280 Mill. S die Rede gewesen. Er glaube nicht daran, dass lion.cc den für 2002 in Aussicht gestellten Break-even erreichen werde, sagte der Erste-Analyst. Erhöhter Cash-Bedarf bei lion.cc Wiener Händler verwiesen im Zusammenhang mit der ungebremsten Talfahrt des New-Economy-Titels ebenfalls auf den Bericht im neuen "Format", sehen den Kurssturz aber im Zusammenhang mit dem erhöhten Cash-Bedarf der Internet-Tochter lion.cc. "Wir haben gewusst, dass das sehr teuer wird. Es gab aber auch erhöhten Geldbedarf, den wir nicht vorhergesehen haben", wird Libro-Vorstandschef Andre Rettberg im Zusammenhang mit dem Aufbau der Internet-Schiene lion.cc in der neuesten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Format" zitiert. Das Geld aus dem Börsegang, das zum großen Teil in den lion-Aufbau geflossen sei, sei mittlerweile verbraucht. Rettberg: Sind ganz gut unterwegs Für Libro-Chef Andre Rettberg kommt die Talfahrt des Libro-Papieres an der Wiener Börse "überraschend und unverständlich". "Wir sind gut unterwegs, das Weihnachtsgeschäft ist nach Plan gelaufen, ich verstehe das nicht". Die im jüngsten Format erschienen Zahlen seien "Gerüchte, zu denen er keine Stellung nehmen wolle". Darüber hinaus werde Libro nächste Woche die Zahlen zum 3. Quartal und zum Weihnachtsgeschäft bekannt geben. Libro sei ein gutes und gesundes Unternehmen, und habe gute Leistungen erbracht. Rettberg führt die Kursbewegung nicht nur auf die "Gerüchte" zurück, sondern auch auf die Börsenentwicklung insgesamt. "Die Märkte insgesamt sind verunsichert", so der Libro-Chef. Gegenüber dem Ausgabekurs von 29 Euro (399 S) liegen Libro, die seit 10. November 1999 an der Wiener Börse notieren, nun um mehr als 52 tiefer, gegenüber dem bisherigen Höchststand von 67,80 Euro (Schlusskursbasis) im März 2000 sogar um rund 80 Prozent. Im Vorjahr hat sich der Wert im Sog der Korrektur an den Wachstumsbörsen insgesamt knapp halbiert. (APA)