Zwischen der ARD und der Ulrike-Meinhof-Tochter Bettina Röhl ist es wegen der Fernsehbilder des früheren Straßenkämpfers und nunmehrigen deutschen Außenministers Joschka Fischer zu einem Streit gekommen. Die freie Journalistin Röhl hatte die Fischer-Aufnahmen in archiviertem Originalmaterial der "Tagesschau" entdeckt. Die entsprechenden Bänder hatte sie sich ausgeliehen. Die aktuelle Ausstrahlung der Bilder durch die ARD hatte sie dann jedoch an Bedingungen geknüpft. Ein Sprecher des Norddeutschen Rundfunks (NDR) bestätigte am Montag Zeitungsberichte, denen zufolge jedoch Röhl die von ihr aus dem Rundfunkarchiv entliehenen Bänder inzwischen zurückgegeben hat. Die TV-Aufnahmen über die Frankfurter Straßenkämpfe vom April 1973 zeigen, wie Demonstranten auf einen Polizisten einprügeln. Bei einem davon soll es sich um den heutigen Grünen-Politiker Fischer handeln. Wie aus einem am Montag veröffentlichten offenen Brief von Bettina Röhl an den deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau hervorgeht, will sie Anzeige gegen Fischer "wegen versuchten Mordes zu Lasten des Polizeibeamten Jürgen Weber" erstatten. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Montag berichtet, dass die 38- jährige Röhl am vergangenen Donnerstag vor Ausstrahlung eines "Tagesthemen"-Beitrags über Fischers militante Vergangenheit mit den entliehenen Bändern in die Redaktion nach Hamburg bestellt worden sei. Für die Rückgabe der Aufnahmen habe Röhl jedoch zur Bedingung gemacht, dass vor dem vorgesehenen "Tagesthemen"-Beitrag ihr Foto eingeblendet werde. Dies sei jedoch von Moderator Ulrich Wickert abgelehnt worden. Schließlich habe man sich als Kompromiss darauf geeinigt, dass Wickert in der Anmoderation erklärte, dass Röhl in dem "Tagesschau"-Beitrag aus den 70er Jahren die Szene mit dem Demonstranten Fischer "gefunden und entschlüsselt" habe. Nach Angaben der "Franfurter Allgemeinen Zeitung" stammen die Aufnahmen vom TV-Journalisten Christoph Maria Fröhder, der diese damals für den Hessischen Rundfunk drehte. Die Bilder seien von Röhl schon früher Spiegel-TV für eine Million Mark (511.292 Euro/7,04 Mill. S) angeboten worden. Am Samstag seien die alten Aufnahmen wieder offiziell in den Besitz des Hessischen Rundfunks übergegangen. Röhl ist die Tochter der Mitbegründerin der Rote-Armee-Fraktion (RAF), Ulrike Meinhof, und des einstigen Chefredakteurs des linksgerichteten Magazins "Konkret", Klaus-Rainer Röhl. (APA)