Genf - Schwere Depressionen werden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 20 Jahren nach Herzkrankheiten das zweithäufigste Leiden überhaupt sein. Auch der Anteil von Alters- Demenz und anderer geistiger Krankheiten werde steigen. "Der Preis, den wir für psychische Erkrankungen zahlen, ist hoch", betonte WHO-Direktor Benedetto Saraceno am Dienstag in Genf. "Weltweit bringen sich jedes Jahr eine Million Menschen um." Die WHO will in diesem Jahr mit einer großen internationalen Kampagne gegen die Stigmatisierung geistig behinderter und psychisch kranker Menschen kämpfen. "Mehr als 70 Prozent aller Menschen mit schwerer Depression könnten bei einer entsprechenden Behandlung geheilt werden", sagte Saraceno. Unter dem Krankheitsbild leiden nach WHO-Informationen weltweit doppelt so viele Frauen wie Männer. Zu den spezifisch weiblichen Risikofaktoren gehörten die Bevorzugung männlicher Geschwister, frühe Heirat und Teenager-Schwangerschaften. Zu den Hauptgründen für den zu erwartenden Anstieg bei den geistigen Erkrankungen zählt laut WHO die steigende Lebenserwartung, durch die vor allem der Anteil der Alzheimer- und anderer Altersdemenz-Patienten ansteigen werde, sagte Saraceno. Auch die große Mehrheit der Epileptiker könne bei richtiger Therapie ein normales Leben führen. In den meisten Entwicklungsländern würden Epileptiker jedoch mit ihrem Leiden allein gelassen, erklärte der WHO-Direktor. In Afrika werden laut WHO 80 Prozent der Epilepsie-Fälle überhaupt nicht behandelt. (APA)