Wien - Der Reporter des "Courier" tarnt seine Fadesse mit dem Deckmäntelchen der Seriosität. Jener von "Daily Everything" entwirft die deftigsten Schlagzeilen - die den Abonnenten aber nur noch am Telefon vorgelesen werden. Der Berichterstatter der "New Free Press" ist ein erzkonservativer Lohnschreiber, und der windige Mr. Wilson werkt für ein Blatt namens "Crown", in dem der Chef persönlich die Leserbriefe türkt. Wir würden es nicht verschweigen, bekäme auch der STANDARD sein Fett ab. Aber der spielt in der Neufassung des Komödien-Klassikers The front page , das am Samstag im Theater im Zentrum unter dem Titel News seine Premiere erlebte, keine Rolle. News dafür natürlich umso mehr: Hildy Johnson (etwas ungelenk: Florian Scheuba) und Walter Burns (etwas unverständlich: Thomas Maurer) verkörpern als Vertreter der "Chicago News" jene Gattung skrupelloser Sensationsjournalisten, die für Einfluss und Auflage gegebenenfalls auch über noch ungehenkte Leichen gehen. Die Handlung - eine geplante Hinrichtung, die von der Regierungspartei für ihre Zwecke missbraucht wird - bietet Thomas Gratzer (Regie) und den "zwei echten Österreichern" eine Fülle von Aufhängern für aktuelle Zitate und Anspielungen. Vor allem, wenn es darum geht, Sheriff "Humpi" (Klaus Rott) besonders blöd aussehen zu lassen. Satirisch-analytische Tiefsinnigkeiten waren bei diesem Projekt natürlich keine zu erwarten. Der Boulevard spielt sich zwangsläufig an der Oberfläche ab. Dass News phasenweise einen etwas leblosen Eindruck macht, liegt in erster Linie an der flachformatfüllenden, aber profillosen Zweidimensionalität einiger Handelnder. Neben Johannes Kaiser (als Reporter der "New Free Press" und als rechtspopulistischer Bürgermeister) und Klaus Rott gelingt es nur noch Reinhold Moritz, seinen Rollen ein wenig Charakter und Komik zu verleihen. Die Reporter und die beiden sträflich gewöhnlichen, weiblichen Randerscheinungen bleiben klischeebeladene Transportmittel für viele Worte. Fazit: ein Stück, das den Spielplan jeder x-beliebigen Komödien-Bühne bereichern könnte. Theater für die Jugend ab 13? Mitnichten. Die meisten Lacher bedürfen selbst bei einem politisch interessierten und medial vorbelasteten Zielgruppenelement Erläuterungen. Adäquater Humor ist Mangelware. Schade um die vergebene Gelegenheit. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 1. 2001)