Wien - Die privatisierten Lipizzaner könnten bald leichtfüßiger werden. Ein heimisches Start-up-Unternehmen würde sich die Tourismusmagneten als Werbeträger wünschen, um die Erfindung eines Steirers, Kunststoffbeschläge statt der herkömmlichen Hufeisen, weltweit zu vermarkten. Der Gründer der Mitte Dezember 2000 ins Leben gerufenen Firma "Horse Shoe Technologies Hufschuh Entwicklungs und Vertriebs AG ", Michael Rohrmüller, stellt als Vorteil der Erfindung die Elastizität des aus einem speziellen Polyurethan hergestellten Hufschutzes hervor. Die besseren Dämpfungseigenschaften des so genannten "easy walker" würden Sehnen und Gelenke entlasten. Gegenüber vorangegangenen Versuchen mit anderen Kunststoffen habe das von dem steirischer Erfinder, dessen Name noch geheim gehalten wird, ersonnene Produkt eine um etwa 30 Prozent längere Lebensdauer, die auch jene des Hufeisens übertrifft. Das Produkt soll für den Endverbraucher nach Angaben Rohrmüllers nicht teurer sein als das Hufeisen. Wachsender Markt "Das Pferd ist vom Nutztier zum Freizeittier geworden. Die Zahl der Pferde nimmt deswegen ständig zu. Während die Viehzählung für Österreich 70.000 ergab, kann man aufgrund der Dunkelziffern gut und gerne 110.00 bis 120.000 annehmen. Ähnlich verhält es sich im EU-Raum. Dort werden 2,2 Millionen Pferde gezählt, man kann aber getrost einen Bestand von drei Millionen annehmen", umreißt Rohrmüller das Marktpotenzial. "Wir wollen aber einen weltweiten Vertrieb, da auch Nord- und Südamerika einen besonders guten Markt für unser Produkt darstellen. Beispielsweise wollte die argentinische Armee für ihre Pferde 70.000 Beschläge."

Das Produkt wird von einem Tiroler Spritzgussunternehmen hergestellt und soll mit 1,2 Millionen Beschlägen im Jahr 2004 die volle Kapazität erreichen. Dann wird mit einem Umsatz von 100 Millionen Schilling gerechnet. Die Gewinnzone soll allerdings schon Ende 2002 bei einem geplanten Umsatz von 30 Millionen Schilling erreicht werden.

Unwillige Hufschmiede Rohrmüller beklagt allerdings die konservative Haltung der österreichischen Hufschmiede, die nur ungern auf den Plastik-Hufschutz umsteigen wollen und dem traditionellen Hufeisen verhaftet bleiben. Er setzt allerdings auf den Großhandel, der wegen des geringeren Gewichts des neuen Produktes logistische Erleichterungen haben wird und den Plastik-Hufschutz forciert. Weit aufgeschlossener als die heimischen Hufschmiede seien jene in der Schweiz und in Deutschland, wo sich das Produkt vermutlich schneller durchsetzen werde. Kapital und Know-how Die mit einem Grundkapital von 70.000 Euro (963.221 Schilling) ausgestattete Horse Shoe gehört je zur Hälfte dem Management und der S1.cc Technology Beteiligungs Invest AG, einer Tochter der in Wien börsenotierten S1.cc Technology Business Incubator AG. Die Investmentgesellschaft beteiligt sich an heimischen Klein- und Mittelbetrieben und stellt außer Kapital auch Know-how zur Verfügung. Das reicht von der Erstellung von Businessplänen und Marktstudien über die Steuerberatung bis zur Beschaffung von Büroräumen.

Die Beteiligung erfolgt auf Zeit. Sobald die Firmen "gehen können", wird ein strategischer Partner gesucht oder ein Börsegang angestrebt. (Michael Hann, DER STANDARD, Printausgabe 10.1.2000)