Cape Canaveral - Die Raumsonde "Shoemaker" soll ihr jahrelanges beispielloses Unternehmen nach dem Willen der US-Raumfahrtbehörde NASA mit einem Finale beenden, das in der Geschichte der Raumfahrt ohne Vorbild ist. Die Wissenschaftler, die die automobilgroße Sonde für Rendezvous mit erdnahen Asteroiden (NEAR) seit 1996 durch unser Planetensystem steuern, wollen versuchen, "Shoemaker" auf dem Asteroiden Eros landen zu lassen. Der "kontrollierte Abstieg" auf die felsige Oberfläche von Eros soll am 12. Februar stattfinden, wie der Missionschef Robert Farquhar vom Labor für angewandte Physik an der Johns-Hopkins-Universität in Laurel im US-Staat Maryland am Montag mitteilte. Die Chance, dass der waghalsige Versuch gelingt, liegt bei weniger als einem Prozent, doch zu Verlieren gibt es ohnehin nichts. Die nach dem Astronomen Gene Shoemaker benannte Sonde werde mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde auf Eros landen. Das sei "Jogginggeschwindigkeit, aber wenn man beim Joggen gegen eine Ziegelmauer läuft, tut es weh", sagt Farquhar: "Es ist riskant, aber die Mission endet sowieso." "Shoemaker" hatte sich wegen Antriebsschwierigkeiten erst am 14. Februar 2000, ein Jahr später als geplant, mit Eros getroffen. Seitdem hat die Sonde den 33,6 Kilometer langen und 12,8 Kilometer breiten Asteroiden bei seiner bizarren Umlaufbahn um die Sonne begleitet. Eros erdnächster Punkt liegt bei 19,2 Millionen Kilometer. Derzeit befindet sich der erdnussförmige Himmelskörper 240 Millionen Kilometer entfernt jenseits des Mars. "Shoemaker" umrundete Eros im vergangenen Jahr in 48 bis 320 Kilometern Entfernung. Am 26.Oktober näherte er sich ihm sogar auf nur 4,8 Kilometer. Mitte Dezember zündeten die Wissenschafter am Boden die Lenkraketen der Sonde und brachten sie in eine konstante Entfernung von 35,2 Kilometern zur Eros-Oberfläche für letzte Beobachtungen. "Shoemaker" ist mit Instrumenten ausgestattet, die die chemische Zusammensetzung und das Magnetfeld des Asteroiden untersuchen und mit Kameras ausgestattet, die seine Oberfläche kartografieren. Nun seien sowohl der Treibstoff als auch das Geld aufgebraucht, sagt Farquhar. Jetzt werde die Landung versucht, die zwar ursprünglich nicht geplant gewesen sei, an die man aber lange Zeit gedacht habe. Gleich wie sie ausgeht: Die Kameras werden den Versuch bis zum letzten Moment filmen und klare Bilder davon zur Erde senden. (APA)