Wien - Gegen einen ideologisch begründeten "Privatisierungsfetischismus" hat sich am Mittwoch SPÖ-Budgetsprecher Rudolf Edlinger verwahrt. Sollte der ÖIAG-Aufsichtsrat tatsächlich bereits eine Studie zur Privatisierung der verstaatlichten "Flaggschiffe" in Auftrag gegeben haben, frage er sich, "ob da Klugheit dahintersteckt oder der Vorsatz, dass irgendwelche Freunde günstig Teile der ÖIAG erhalten", so Edlinger bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SP-Wirtschaftssprecherin Maria Kubitschek. Schließlich hätten die ÖIAG-Unternehmen an der Börse kräftig an Wert verloren. VA Stahl, VA Tech, Böhler-Uddeholm und OMV seien derzeit gemeinsam gerade einmal 17 Milliarden Schilling wert. Dem Budgetplan von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) bescheinigte Edlinger mangelnde Nachhaltigkeit. Probleme erwartet er sich spätestens mit der für 2003 angekündigten Steuerreform. "Wenig für die Zukunft getan" Kritik an den schwarz-blauen Budgetplänen kam auch von Kubitschek, die das Nulldefizit als das "einzige Credo einer sehr konservativen Wirtschaftspolitik" bezeichnete. "Ein Staat ohne Staatsschuld hat entweder zu wenig für seine Zukunft getan oder fordert zu viel von der Gegenwart", zitierte sie einen alten Wirtschafts-Lehrsatz. Das bedeute allerdings nicht, dass sie gegen die Budgetkonsolidierung sei, betonte die Wirtschaftssprecherin. Es gehe viel mehr um die Art und Weise sowie um die Geschwindigkeit der Konsolidierung. Konkret vermisst Kubitschek bei der Regierungspolitik die Wachstumsorientierung - etwa eine Stärkung der Inlandsnachfrage. Zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes seien sofortige Investitionen in Bildung, Forschung und Technologie nötig. "Es wird zu spät sein, wenn wir erst dann reagieren, wenn der Herr Finanzminister Grasser auf Heller und Pfennig sein Nulldefizit erreicht hat", so Kubitschek. "Edlinger hat Zeichen der Zeit nicht verstanden" "Mehr Mut für das neue Jahrtausend" wünscht ÖVP-Budgetsprecher Günter Stummvoll seinem SPÖ-Kollegen Rudolf Edlinger. Für Stummvoll hängt Edlinger damit der "Verstaatlichten-Philosophie und der Defizitstrategie" nach. Edlinger habe die Zeichen der Zeit nicht verstanden, kritisierte er am Mittwoch in einer Aussendung. "Dem ehemaligen Finanzminister ist es nach wie vor nicht gelungen, vom parteipolitischen Kategorien-Denken abzukommen", so Stummvoll. Die von Edlinger kritisierten "Seilschaften" im ÖIAG-Aufsichtsrat seien hochqualifizierte Manager und Unternehmensleiter, "denen es zuzutrauen ist, dass sie auch die ÖIAG sehr erfolgreich führen werden". Im Übrigen stünden den "falschen Argumenten" Edlingers Fakten gegenüber: So habe es 2000 24.000 Unternehmensgründungen und 30.000 neue Arbeitsplätze gegeben. (APA)