San Francisco - Trotz roter Zahlen im vergangenen Quartal und stagnierender Umsätze versuchte Apple-Vorstandschef Steve Jobs bei der Eröffnung der Fachmesse MacWorld in San Francisco einen Silberstreifen am düsteren Horizont zu entdecken. "Die letzten Monate des vergangenen Jahres waren eine Herausforderung für Apple und unsere Branche", gab Jobs am Dienstag zu. "Wir haben deshalb beschlossen, das Jahr 2001 mit einem großen Knall zu beginnen." Der große Knall kam in Form von vier neuen, noch schnelleren Power Macs, die über Prozessoren von 466 MHz bis 733 MHz verfügen und damit die Performance des schnellsten verfügbaren Pentium-4-Rechners noch um Längen übertreffen. PowerBook Laptop Jobs stellte unter dem Motto "Power and Sex" auch einen neuen PowerBook Laptop vor - im Titanium-Gehäuse noch dünner und noch leichter. Er enttäuschte jedoch die Erwartungen der anwesenden 5000 Apple-Fans, indem er das Erscheinen des neuen Betriebssystems Mac OS X auf Ende März verschob. Apple hatte das neue Betriebssystem bereits für vergangenes Jahr angekündigt, nun müssen Mac-Kunden bis Juli warten, wollen sie dieses bereits in einem neuen Computer installiert erstehen. "Wir glauben, dass wir etwas wirklich Gutes geschaffen haben", versprach Jobs, der in seiner üblichen Kluft - schwarzer Rollkragenpulli und verwaschene Jeans - vor die Macintosh-Fangemeinde trat.

Apple hatte in den vergangenen Monaten mit großen Problemen, sowohl die Umsätze als auch das Image betreffend, zu kämpfen. Anstelle des angepeilten geringfügigen Gewinns wird mit einem Verlust in Höhe von 225 bis 250 Mio. Dollar (3,6 Mrd. S) für das vierte Quartal gerechnet. Im Vorjahr betrug der Quartalsgewinn immerhin noch 183 Millionen. Auch die Erwartungen für 2001 sind nicht rosig. Jobs, der schon einmal im Jahr 1997 Apple aus der Krise riss, senkte die Prognose auf 6 bis 6,5 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorjahr, wo der Umsatz bei 6,1 Mrd. lag, eine eindeutige Stagnation. (Rita Neubauer, DER STANDARD, Printausgabe 11.1.2000)