Wien - "Der Saal war zum Bersten voll, über 80 Mitarbeiter waren da", berichtet einer der 100 gekündigten Mitarbeiter der Millennium Communication Networks (MCN). Die Beschäftigten der um einen Ausgleich ringenden Telefongesellschaft hatten sich am Donnerstagabend versammelt, um mit der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ihr künftiges Vorgehen zu beraten. Ob die Gekündigten ihre Mitarbeiteraktien trotz Ausgleichs vollständig bezahlen müssen ist nach wie vor offen. Ein Rechtsgutachten soll frühestens übernächste Woche vorliegen.

Wie berichtet, halten diese ein Prozent an MCN. Zudem hat die Firma ihren Beschäftigten im Dezember keine Gehälter mehr bezahlt, die verbliebenen 58 Angestellten stehen erst seit Donnerstag wieder auf der Payroll des Tower-Bauherrn Georg Stumpf. Für die aushaftenden Beträge ist der Insolvenzausfallfonds zuständig. In Härtefällen seien Vorschusszahlungen möglich, versichert Otto Peter Arbeiter, der seit einer Woche bei MCN tätige Sanierungsmanager.

Telefonischer Notruf

Die Telekom Austria (TA) will hart bleiben und die Telefonleitung zum Millennium-Tower wie angekündigt am 16. Jänner abdrehen. Zwar laufen noch Gespräche über die Fortführung der Geschäftsbeziehungen, so TA-Sprecher Martin Bredl, aber man wolle kein Risiko eingehen. Weitere uneinbringliche Außenstände zu produzieren sei aus Sicht der TA-Aktionäre sinnlos. Die TA sei berechtigt, ihre Leistungen im Insolvenzfall einzustellen, betonte Bredl.

"Ein eleganter Weg, seine Konkurrenten aus dem Weg zu räumen", ätzt ein TA-Konkurrent. Im Zweifelsfall würden die alternativen Telekombetreiber allerdings zusammenhalten gegen die TA. Global One und RSL Com haben bereits signalisiert, einzuspringen. (ung, Der Standard, Printausgabe, 13.01.2000)