Tokio - Die asiatische Leitbörse in Tokio hat sich am Feitag von dem Kurssturz am Vortag wieder etwas erholt. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte legte um deutliche 1,4 Prozent. Die asiatische Leitbörse in Tokio ist am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gesackt. Trotz der positiven Vorgabe der Wall Street büßte der Nikkei-Index für 225 führende Werte 231,58 Punkte oder 1,72 Prozent ein und ging mit 13.201,07 Punkten aus dem Markt. Das war nicht nur der tiefste Stand seit 27 Monaten. Tokios Kursbarometer war damit zugleich nicht mehr weit vom niedrigsten Schlusstand seit Mitte der achtziger Jahre entfernt, den der Nikkei im Oktober 1998 mit 12.879,97 Punkten erreicht hatte. Händler in Tokio beschrieben die Stimmung am Markt als extrem schlecht und nannten dafür mehrere Faktoren. Nicht die Kursgewinne an der Wall Street, sondern vielmehr fundamentale Probleme wie insbesondere ein Abschwung der japanischen Wirtschaft und die sich verschlechternde Ertragslage der Unternehmen hätten im Blickpunkt des Marktes gestanden, sagte Kunihiro Hatae von Tokai Tokyo Securities vor Reportern. Mancher fürchtet gar bereits eine neue Rezession. Gute Miene zum bösen Spiel Vize-Wirtschaftsminister Katsusada Hirose machte indes gute Miene zum bösen Spiel: Japan bleibe auf dem Pfad einer moderaten Erholung, versicherte Hirose in Reaktion auf die erneuten Kurseinbrüche. Zwar gebe es einige Risikofaktoren wie dem schwachen Aktienmarkt. Doch hätten sich Japans grundlegende Wirtschaftsdaten nicht verschlechtert. Der Chef der Industrie- und Handelskammer, Kosaku Inaba, wies daraufhin, dass sich Japans Finanzinstitute angesichts der nachgebenden Kurse an der Börse noch mehr bei der Vergabe von Krediten an kleine und mittlere Betriebe zurückhalten könnten. Japans Finanzhäuser ächzen auch nach Jahren noch immer unter einem riesigen Berg fauler Kredite. Der Abwärtstrend an Tokios Börse liege zu einem Teil an der beschleunigten Auflösung von Überkreuzbeteiligungen der Finanzinstitute mit Blick auf das am 31. März auslaufende Geschäftsjahr 2000/2001, sagte Inaba. Er sprach sich jedoch gegen neue Geldspritzen des Staates für Japans Finanzhäuser aus. Sie sollten selbst hart daran arbeiten, wieder auf die Füße zu kommen, sagte der Kammerchef laut der Agentur Jiji Press. Eine weitere Sorgenquelle für den japanischen Aktienmarkt ist die Schwäche des Yen gegenüber dem US-Dollar. Dies führe potenziell zu Verkäufen unter ausländischen Investoren, sagte Hiroichi Nishi von Nikko Securities. Zwar wirkt sich ein schwacher Yen positiv auf die Exporterträge japanischer Unternehmen aus. Ausländische Investoren aber haben das Nachsehen, da der Dollarwert ihrer japanischen Beteiligungen schmilzt. Um 17.00 Uhr Ortszeit notierte der US-Dollar mit 116,69-72 Yen nach 116,51-54 Yen am späten Mittwoch. Der Euro wurde schwächer mit 0,9408-11 Dollar bewertet nach 0,9435-38 Dollar. (APA/dpa)