Welt
Gedenkstätte für österreichischen ... Raketenpionier
Friedrich Schmiedl soll laut Angaben seines Biografen mehrere Tausend Raketenpostbriefe befördert haben
Graz - An den ersten Betreiber der "Raketenpost", den Grazer Ingenieur Friedrich Schmiedl (1902 - 1994) erinnert eine
Gedächtnisstätte, die am Donnerstag feierlich eröffnet wurde. Der Gedenkraum für den Erfinder, der nach seinem Tod der Stadt Graz ein
Vermögen von 14 Millionen Schilling hinterlassen hatte, befindet sich im Grazer Gebäude der Akademie der Wissenschaften.
Beim Begriff Luftpost denkt jeder wohl an die Beförderung von Briefen per Flugzeug. Doch schon lange vor dieser Praktik gab es Versuche,
Postsendungen auf einem anderen Luftweg - nämlich mittels Raketen - zu versenden. Die Idee dazu stammt von Friedrich Schmiedl, dem
"österreichischen Raketenpionier", wie er liebevoll genannt wird. Der Forscher soll - laut Angaben seines Biografen Karl Trobas - rund 3.335
Raketenstarts durchgeführt und mehrere Tausend Raketenpostbriefe befördert haben.
Eine wandfüllende Zeittafel, sowie eine CD-Rom-Bildschirminstallation geben im Entree des Forschungsgebäudes einen Überblick über
Leben und Wirken jenes Mannes, der am 2. Februar 1931 die erste Postrakete der Welt vom Schöckl bei Graz startete. Ziel dieses und
weiterer Experimente war die postmäßige Versorgung und kommunikative Anbindung entfernter Bergdörfer.
Biographie
Von 1922 bis 1923 hat der im Jahr 1902 im oberösterreichischen Schwertberg geborene Schmiedl in Graz studiert und mit ersten
Fotoraketen-Starttests am Grazer Thalerhof begonnen. Damals dachte er daran, von einer Rakete aus Geländeaufnahmen zu machen um z.B.
feindliches Gebiet zu fotografieren. An der Technischen Universität hatte Schmiedl dennoch keinen guten Stand: Die von ihm verfasste
Dissertation zum Thema "Hitzefeste Antriebsdrüsen" wurde nicht approbiert.
Um 1924 wurde der Schöckl zum bevorzugten Startplatz für seine Versuche. Dabei handelte es sich um Experimente mit einem
Stratosphärenballon, an dem eine Rakete angebracht war, die in großer Höhe zünden sollte. Mit an Bord waren selbst entwickelte
Geschwindigkeits-Messinstrumente und Geräte. Am 2. Februar 1931 war es schließlich so weit: Schmiedl startete die erste Postrakete der
Welt von Schöckl aus. Rund 100 Briefe wurden auf diese Art mit einer Geschwindigkeit von 10.800 Stundenkilometern in die am Fuße des
Berges liegende Ortschaft St. Radegund transportiert.
Korrespondenz mit Einstein
In den Folgejahren feilte Schmiedl an der Perfektion seiner Pläne, korrespondierte mit Albert Einstein und entwickelte u.a. Spezialglas für die
Raumfahrt oder Vorderantriebe für Schiffe. Die American Interplanetary Society ernannte ihm zum "Honorary Member". Dem Aufstieg folgte
jedoch ein jäher Absturz: Schmiedl weigerte sich, seine Erkenntnisse dem Nazi-Regime zur Verfügung zu stellen.
Nach 1945 wurde er eingeladen, in den USA an der Weiterentwicklung der Raketentechnik mitzuarbeiten. Aus Sorge nach vielen Jahren der
Pause, den Anschluss an die Entwicklung nicht mehr zu finden, lehnte Schmiedl auch dieses Angebot ab. 1994 verstarb Schmiedl im 92.
Lebensjahr und hinterließ der Stadt Graz ein Vermögen von 14 Millionen Schilling für eine Stiftung, die 1997 eingerichtet wurde.
Stipendien vergeben
Im Zuge der Feierlichkeiten wurden auch die Urkunden für die im Jahr 1999 und 2000 gewährten Stipendien und
Forschungspreise der Friedrich-Schmiedl-Stiftung vergeben. Mit der österreichweit ausgeschriebenen Auszeichnung wurden Andreas
Dantele, Hubert Hackl, Michael Mayer, Alois Schlögl und Roland Trattner bedacht.
Genährt wird der Vergabetopf der Stiftung aus der 14-Millionen-Schilling-Dotation. Mit dem Geld (bis zu 500.000 Schilling für
Forschungsstipendien und weitere 500.000 für den Forschungspreis jährlich) sollen "unkonventionelle und visionäre Ideen im Bereich der
Weltraumforschung, Kommunikation und Information" gefördert werden.
Preisträger
Michael Schlögl wurde mit dem Forschungspreis ausgezeichnet: Mit dem Projekt "Analyse der biomedizinischen Signale des
Task-Force-Managers" setzt Schlögl an der Nahtstelle von Informationstechnologie und Medizintechnik an: Ziel ist es, wissenschaftlich
fundierte Grundkenntnisse auf dem Gebiet der biomedizinischen Signalanalyse in Form von konkreten medizinischen Anwendungen zum
Einsatz zu bringen. U.a. sollen Erfahrungen, die auf dem Bereich der Schlafanalyse gesammelt werden, in medizintechnische Produkten
umgesetzt werden.
Den zweiten Forschungspreis erhielt Michael Mayer für seine Arbeit an einer computeranimierten Filmsequenz: Die Filmsequenzen, die auf
dem neuartigen Medium DVD gespeichert sind und via Touchscreen abrufbar sind, veranschaulichen die neu entwickelten
Allradkomponenten eines steirischen Automobilproduzenten. Die Präsentation sei seither auf internationalen Automobil-Messen erfolgreich im
Einsatz, begründeten die Juroren ihre Entscheidung.
Andreas Dantele wurde für seine Forschungen zur Erweiterung eines EEG-basierten Brain-Computer-Interface (BCI) um einen "spelling
device" am Wadsworth Centre des New York State Department of Health mit einem Stipendium bedacht. Mit Hilfe dieses "spelling device"
sollen Patienten mit schweren motorischen Störungen aus einem Bildschirm Buchstaben und Wörter auswählen und so die Kommunikation zu
ihrer Umwelt herstellen und verbessern.
Hubert Hackl bekam ein Stipendium zur Durchführung weiterer Forschungsarbeiten zur Genomsequenzierung. Langfristiges Ziel ist es, an der
Grazer TU ein Forschungslabor zur Genexpressanalyse an der Abteilung für Biophysik einzurichten. Mit einem weiteren Stipendium wurde
Roland Trautner bedacht, der in seiner Dissertation eine Elektronikeinheit für das ESA-Projekt "LunARSat" entwickelt hat. (APA)