Wien - Weder Perestrojka noch Glasnost könnte es trotz großspuriger Ankündigungen für die Österreichischen Bundesbahnen geben. Derzeit prüfen Schweizer Experten im Auftrag des Infrastrukturministeriums, Zug um Zug, Bahnprojekte auf ihre Dringlichkeit und Zweckmäßigkeit. Es muss gespart werden, hieß es dazu im Ö1-Mittagsjournal. Das Ministerium will einen zweistelligen Milliardenbetrag einsparen. Unter den Projekten, die dem Rotstift zum Opfer fallen könnte, wird auch die vielbeschworene "Bahnhofsoffensive" genannt. Schwankende Kurve Die Modernisierung der österreichischen Bahnhöfe gleicht in ihrem Investitionsvolumen der schwankenden Kurve der Börsenkurse. Zwischen 1,5 Mrd. S und 5 Mrd. S tendierten bisher die Angaben über die Dotierungen aus dem Verkehrsbudget. Nach dem letzten Stand hält man bei rund 3,7 Mrd. S, die vom Infrastrukturministerium an die Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesellschaft SCHIG per Verordnung freigegeben wurden. Ex-Verkehrsminister Michael Schmid hatte noch ein Versprechen von 5 Mrd. S hinterlassen. Diese Summe scheint aber kaum mehr haltbar. In der SCHIG kennt man bereits die "zehnte oder zwölfte Variante einer Übertragungsverordnung". Von jüngsten kolportierten Plänen, die Finanzierung noch stärker, nämlich auf einen im August des Vorjahres aufgetauchten Wert von 1,5 Mrd. S zu kürzen - was die ÖBB damals zu einem Alarmruf veranlasst hatte - wusste SCHIG-Vorstand Helmut Falschlehner auf Anfrage nichts. "Offiziell verordnete Summe" ÖBB-Sprecherin Viktoria Kickinger bestätigte eine "offiziell verordnete Summe von 3,7 bis 3,8 Mrd. S", welche von den ÖBB derzeit auch verplant werde. Die 1,5 Mrd. S (in den "Salzburger Nachrichten" kolportiert) seien anonym aus dem Verkehrsministerium genannt worden, offiziell gebe es diese Minderdotierung nicht. Zu der "offiziell verordneten Summe" kämen 3 bis 4 Mrd. S, welche die ÖBB aus Immobiliengeschäften mit den Bahnhöfen (öffentlich-private PPP-Finanzierung) "selbst auftreiben" würden. Damit käme man in die Nähe der 8 Mrd. S, die Schmid und Draxler im Oktober für diverse vorgestellte Projektmodelle unterlegt hatten. Um diese Summe sollen 43 Bahnhöfe modernisiert werden, mit 1,5 Mrd. S wäre die Modernisierung nur für 23 Stationen möglich gewesen. Kickinger verwies jedoch heute auf eine Klausur des ÖBB-Vorstandes am Donnerstag kommender Woche mit Verkehrsministerin Monika Forstinger, wo auch über die Bahnhofsoffensive gesprochen werde. Kickinger geht davon aus, dass "die Ministerin erst dann eine endgültige Entscheidung treffen wird, wenn sie die Details kennt". Die ÖBB sei in ihren Planungen nicht gebremst, da bei den längerfristigen Projekten die Gelder erst im Verlauf des Baufortschritts fällig würden. Westbahnhof "ausfinanziert" Das Großprojekt Westbahnhof bezeichnete Kickinger im Rahmen eines PPP-Modells als "ausfinanziert". Der Bahnhof Wien-Mitte sei ein Sondermodell, von dem sie überzeugt sei, "dass es kommen wird". Der Aus- und Neubau des Bahnhofs Linz sei gesichert, Wiener Neustadt sei bereits "übertragen". Noch offen sei der Neubau des Salzburger Hauptbahnhofs (rund 700 Mill. S), hier müsse die Stadtverwaltung sagen, was sie wolle. Der Sparkurs, war im Ö1-Mittagsjournal zu erfahren, könnte auch auch den Ausbau des Unterinntals, Projekte im Zentralraum Kärnten, Teile der Koralmbahn und Teile der Westbahn gefährden. (APA,red)