"Was uns Sorgen macht, sind zunehmende Professionalität und Gewaltbereitschaft von Einbrecherbanden", sagt Maximilian Edelbacher, der Chef des Wiener Sicherheitsbüros. Derzeit würden vor allem wieder die "besseren" Bezirke Hietzing, Penzing und Döbling von Einbrechern heimgesucht. Bevorzugte Objekte: private Terrassenwohnungen, die vor den räuberischen Besuchen zum Teil wochenlang ausspioniert werden.
Das "Lagebild Gewalt" zeigte eine leicht rückläufige Tendenz: Bei 28 Mordfällen wurden 2000 um drei Menschen weniger umgebracht als 1999, Körperverletzungen blieben mit rund 12.000 Anzeigen konstant. Drei Viertel aller Gewaltdelikte sind so genannte "Beziehungsdelikte", werden also im Familien- oder Bekanntenkreis begangen. In einem internationalen Mordvergleich, der 1998 vom britische Innenministerium erstellt wurde, rangierte Wien mit 1,8 Mordfällen pro 100.000 Einwohner ganz unten. Die niederländische Hauptstadt Amsterdam hatte in Europa die höchste Rate: acht Morde pro 100.000 Einwohner. In Rotterdam waren es fünf, in Berlin 3,8 in Paris 3,3 und in London 2,2.
Favoritner Dreieck
"In Wien hat der bevölkerungsstärkste Bezirk Favoriten auch den höchsten Anteil bei Mordfällen", analysiert Edelbacher. Gleiches gilt für Raube: Das Favoritner Dreieck Laxemburgerstraße - Reumannplatz - Südbahnhof liegt an erster Stelle (siehe Grafik), gefolgt von Westbahnhof und Innenstadt.
In der österreichischen Bundeshauptstadt werden durchschnittlich pro Tag drei Menschen in räuberischer Absicht auf offener Straße überfallen. Bevorzugte Tatzeiten: die frühen Abendstunden, kurz vor Geschäftsschluss und rund um Mitternacht. Fünf Prozent aller Raubopfer werden schwer verletzt.
Edelbacher, der auch Präsident des International Chapters der Academy of Criminal Justice Sciences (ACJS) mit Sitz im US-Bundesstaat Kentucky ist und im Council of Europe (Europarat) sitzt, warnt aber davor, Begriffe wie Sicherheit und Lebensqualität ausschließlich an Kriminalstatistiken zu messen.
Die Verbrechensrate sei eine von mehreren objektiven Indikatoren. Die anderen seien politische, soziale und wirtschaftliche Stabilität, Umweltverschmutzung, Gesundheitsstandards und Bildung. Als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gelte laut einer vor drei Jahren durchgeführten Untersuchung Vancouver in Kanada. Wien rangiere in der Liste, die im Auftrag einer internationalen Unternehmensberatungsfirma erstellt worden sei, unter 192 Weltstädten an neunter Stelle. (Michael Simoner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.Jänner 2001)