Berlin - Mit der Weltpremiere von Jean-Jacques Annauds Stalingrad-Epos "Enemy at the Gates" wurden am 7. Februar die 51. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Man wolle mit der Wahl des ausschließlich in Deutschland, vor allem im Studio Babelsberg entstandenen Dramas nachdrücklich auf den Medienstandort Deutschland hinweisen, wurde als Begründung angegeben. "Mit dieser Verfilmung ist es Jean-Jacques Annaud meisterhaft gelungen, ein Kapitel deutscher Geschichte zu beleuchten", meinte Berlinale-Chef Moritz de Hadeln. "Von großen Massenszenen bis hin zum kleinsten Detail beweisen er und die vielen deutschen Techniker aus seinem Team, dass man auch in Deutschland, dass heißt in Europa, in der Lage ist, solche Projekte erfolgreich in Szene zu setzen, was seit langem als Monopol der Amerikaner galt." Eine "wahre Geschichte"... Über "Enemy At The Gates" hieß es in den Vorankündigungen und Agenturmeldungen für lange Zeit, er sei eine "authentische Geschichte" des russischen Bauernjungen Wassilij Saitsew (Jude Law), der als Scharfschütze im Zweiten Weltkrieg von den Sowjets als Held von Stalingrad gefeiert wurde. Die Wehrmacht setzt ihren Elite-Scharfschützen Major König (Ed Harris) ein, der den Jungen töten soll. Zwischen beiden entbrennt ein Zweikampf auf Leben und Tod. In den Hauptrollen sind auch Joseph Fiennes als russischer Politoffizier und Rachel Weisz als Soldatin Tanja, um die sich eine Romanze entspinnt, zu erleben. Mit der behaupteten Authentizität der Geschichte gibt es allerdings Problemchen: In deren Originalfassung ist der deutsche Widerpart des tapferen russischen Bäuerleins ein SS-Offizier namens Heinz Thorwald, den man dem Publikum dann wohl doch nicht zumuten wollte. Und während Wassilij Saitsew eine jener Vorzeigehelden der sowjetischen Kriegsprogpaganda war, hat es offensichtlich weder sein deutsches Vis-a-Vis je gegeben (laut deutschem Militärarchiv) noch Gefechte zwischen Scharfschützen in Stalingrad (laut sowjetischem). Die ganze heldenromantische Geschichte, vermutlich ein Stück märchenhafte Sowjetpropaganda, riecht jedenfalls verdächtig stark nach einer Variante der Fliegerduell-Sagas des ersten Weltkriegs. Ob dieses Zurechtrücken der behaupteten Authentizität im Detail stimmt, lässt sich auch wegen der Geheimniskrämerei der Produktionsfirmen vorerst schwer sagen. Der dem zu Grunde liegenden Quelle scheint jedenfalls außer obsessivem Interesse an Militärgeschichte keine tendenziöse Haltung anzuhaften. ... und enorme Mittel Die internationale Koproduktion wurde überwiegend von deutscher Seite finanziert und ist mit 180 Millionen Mark der bisher teuerste je in Europa erstellte Film. Annaud, der wohl akribischste Hyperrealist der Gegenwart ("Der Liebhaber", "Der Name der Rose", "Der Bär") wird sich auch der Projektdimensionen wegen dem Vergleich mit Steven Spielbergs "Saving Private Ryan" ausgesetzt sehen. "Enemy at the Gates" wurde von Mitte Jänner bis Ende April fast ausschließlich an Schauplätzen in Brandenburg gedreht. Auf dem früheren russischen Kasernengelände in Krampnitz bei Potsdam wurde dafür unter anderem das Zentrum von Stalingradnachgebaut. Weitere Drehorte waren ein Zementwerk in Rüdersdorf im Märkisch-Oderland, der ehemalige Tagebau Greifenhain und das Studio Babelsberg. (APA/dpa/hcl)