Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv
Wien - Es geht schnell - ein Topflappen auf der glühenden Herdplatte, ein Vorhang über dem Heizstrahler, eine glimmende Zigarette auf dem Tischtuch. Die Wiener Feuerwehr wird im Schnitt zu drei Brandeinsätzen pro Tag angefordert, jedes Jahr sterben in der Bundeshauptstadt zwanzig bis dreißig Menschen durch Brände, die materiellen Feuerschäden gehen in die Millionen. "Trotzdem nehmen nur vier Prozent aller Wiener das Thema Brandschutz ernst", sagt Karl-Heinz Bradavka von der Wiener Wirtschaftskammer. "Meistens muss zuerst was passieren, bevor ein Brandmelder installiert wird - nach dem Motto ,learning by burning'", kritisiert der Experte für Alarmanlagen. Neunzig Prozent aller Brände beginnen glosend als Schwelbrand. Dabei entwickelt sich viel Rauch aber nur wenig thermische Energie und keine Flammen. Die gefährlichen Rauchgase sind Todesursache Nummer eins bei Bränden. Bradavka: "Nach wenigen Minuten ist es aus. Sieben von zehn Opfern ersticken im Schlaf." "Viele Opfer wären noch am Leben, hätten sie wenigstens elektronische Rauchmelder gehabt", ist Bradavka überzeugt. In den USA etwa seien 90 Prozent aller Haushalte mit Rauch- und Brandmeldern ausgestattet. Bradavka: "Die Dinger kosten ja nicht die Welt." Eine optimale Anlage für ein Einfamilienhaus etwa komme auf 30.000 Schilling. Heftige Kritik äußert Bradavka auch an der heimischen Gesetzeslage: "Es gibt kein bundesweites Feuerschutzgesetz, der Brandschutz ist in neun verschiedenen Bauordnungen festgelegt. Aber staatliche Gebäude gelten in allen Landesverordnungen als Ausnahmen." Was das heiße? "Dass es zum Beispiel in einem vom Land betriebenen Kindergarten oder in einem Jugendgästehaus der Stadt Wien keine Brandmelder geben muss. In einem Privatkindergarten aber schon. Und für private Herbergen gelten sowieso strengste Auflagen", so Bradavka. Tatsächlich seien viele städtische Gebäude "zu wenig abgesichert". 90 Milliarden Schilling Dass die Wiener U-Bahn in Sachen Brandschutz vorbildlich agiere, beruhe auf reinem "Goodwill" der Verkehrsbetriebe. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Installierung der millionenteuren Anlagen gebe es aufgrund der gesetzlichen Ausnahme nicht. Die Kosten, in allen städtischen, für die Öffentlichkeit zugänglichen Gebäuden ausreichenden Brandschutz zu installieren, schätzen Experten auf 90 Milliarden Schilling. (simo) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2001)