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Wörlitz/Berlin - Die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth will um sich den Vorsitz der deutschen Grünen bewerben. "Ich habe beschlossen, meine Kandidatur bekanntzugeben", sagte Roth am Freitag am Rande einer Klausurtagung der Bundestagsfraktion der Grünen in Wörlitz. Der einer Frau zustehende Co-Vorsitz der Grünen muss nach dem Statut der Partei neu besetzt werden, da die bisherige Parteichefin Renate Künast als Landwirtschaftsministerin in die Regierung wechselt. Exponentin der Parteilinken "Ich möchte mit aller Kraft und mit aller Leidenschaft, mit allem Herzblut dazu beitragen, dass die grüne Partei stark sein wird", sagte Roth weiter. Die 45-jährige frühere Europaabgeordnete und Menschenrechtsexpertin gilt als Exponentin der Parteilinken. Weiter kündigte sie an, dass sie im Falle ihrer Wahl ihr Bundestagsmandat aufgeben werde. Die Grünen schreiben ihren FunktionärInnen eine Trennung von Amt und Mandat vor. Die Nachfolgerin von Künast soll auf dem nächsten Bundesparteitag der Grünen am 10. März in Stuttgart fallen. Der Parteivorsitz sei eine "große persönliche Herausforderung", erklärte Roth. Gute Wahl Die Ankündigung der Kandidatur von Roth wurde allgemein positiv aufgenommen. Künast sagte, Roth wäre als Parteivorsitzende eine "gute Wahl". Sie sei eine "starke und erfahrene Frau". Für den Koalitionspartner zeigte sich SPD-Generalsekretär Franz Müntefering überzeugt, mit Roth gut zusammenarbeiten zu können. Er kenne Roth als eine profilierte Politikerin, die sich vor allem zu den Themen Europa, Umwelt und Menschenrechte einen Namen gemacht habe, sagte Müntefering in Berlin. Engagement für Menschenrechte Roth leitete bisher im Bundestag den Ausschuss für Menschenrechte. Zuvor war sie bis 1998 EU-Abgeordnete, wo sie an der Spitze der Grünen-Fraktion stand. Sie betonte, auch im Fall ihrer Wahl zur Parteichefin werde sie ihr Engagement für die Menschenrechte fortsetzen. Als weiteren Schwerpunkt ihrer Tätigkeit nannte sie das Eintreten für das Grundrecht auf Asyl. Die von Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch ins Gespräch gebrachte Überlegung, den Grundsatz der Ämtertrennung aufzugeben, lehnte Roth entschieden ab. Sie sei immer für die Trennung von Amt und Mandat eingetreten, "da wäre es schon komisch, wenn ich jetzt, wo es um mich persönlich geht, sagen würde, es war nicht so ernst gemeint". Sie habe allerdings in der zurückliegenden Nacht "nur sehr kurz geschlafen". Gutes Verhältnis zum Co-Parteichef Roth räumte ein, es werde nicht leicht sein, Künast als Parteichefin im Team mit Co-Parteichef Fritz Kuhn zu ersetzen. Sie traue sich aber aufgrund ihrer politischen Erfahrung diese Aufgabe zu. Auch habe sie zu Kuhn, den sie lange kenne, "ein außerordentlich entspanntes und gutes Verhältnis". Jetzt gehe es um das gemeinsame Ziel: "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir eine ganz starke Partei haben." Während Roth bei den Grünen eine führende Vertreterin der Parteilinken ist, wird Kuhn dem "Realo"-Flügel zugerechnet. Kuhn seinerseits zeigte sich zufrieden über die Kandidatur von Roth: "Wir werden eine neue und gute Doppelspitze erleben", sagte er. Besonders zufrieden sei er, dass den Grünen mit der schnellen Entscheidung eine lange Personaldiskussion erspart bleibe. Kuhn und Roth kennen sich seit 1974 durch eine Tätigkeit am Memminger Theater und vom späteren gleichzeitigen Studium der Theaterwissenschaften in München. In der Partei wurde die Kandidatur von Roth als aussichtsreich eingeschätzt, zumal keine andere namhafte Kandidatin in Sicht sei. (APA/dpa/AP)