Medien
Angeschlagene Internet-Firmen bauen Stellen ab
Abgewanderte Dot-com-Mitarbeiter kehren wieder zurück
Die Abwanderung von Mitarbeitern traditioneller Medienunternehmen zu Internet-Firmen ist in den USA vorbei.
Nachdem sich viele Journalisten in den vergangenen beiden Jahren von Aktienoptionen und guten Aufstiegsmöglichkeiten in
Internet-Medienfirmen hatten locken lassen, hat sich der Trend nach Angaben von Unternehmensberatern nun umgekehrt.
Viele "dot.coms" stecken in finanziellen Schwierigkeiten und entlassen Mitarbeiter, und die verlorenen Söhne und Töchter wollen wieder heimzu Mama und Papa.
Vor rund zwei Jahren habe es einen wahrhaften Abwanderungsstrom gegeben, sagte der fürs Internet-Geschäft der Consulting-Firma Heidrick Struggles zuständige Partner, Stephen Unger. Seit Investoren jedoch stärker darauf schauen, ob ein Unternehmen Gewinne
erwirtschaftet, haben Internet-Firmen drastisch Kosten eingespart und Stellen gestrichen. Selbst etablierte Internet-Unternehmen leiden unter den Budgetkürzungen der "dot.coms", denn die in Bedrängnis geratenen Unternehmen geben weniger Geld für Online-Werbung aus.
Die New York Times hat bereits 69 Stellen in ihrer Online-Abteilung gestrichen, und beim Online-Magazin Salon.com wurden im Dezember 20 Prozent der Belegschaft, 25 Mitarbeiter, gekündigt. In der Internet-Abteilung des Medienunternehmens News Corp Ltd sollen nach
Angaben aus Industriekreisen 200 Jobs zur Disposition stehen.
Die Internet-Unternehmen haben offenbar ihren Reiz verloren. "Seit rund einem Jahr kommen die Leute zurück, weil sie von dem stabileren Umfeld der traditionellen Medienunternehmen angezogen werden", sagte eine Sprecherin des US-Medienkonzerns Gannett, der unter
anderem die Tageszeitung "USA Today" herausgibt. Der Trend macht sich auch auf Online-Jobmärkten bemerkbar. "Wir verzeichnen einen riesigen Mitgliederzuwachs, offenbar weil die Leute sich Sorgen machen oder schon gekündigt wurden", sagte der Gründer des Jobmarkts
mediabistro.com, Laurel Touby. "Seit Oktober oder November haben die Leute Angst."
Doch die verlorenen Söhne und Töchter können nicht unbedingt mit freundlicher Aufnahme bei ihren alten Arbeitgebern rechnen. Mancher in der Branche rechne mit einem wirtschaftlichen Abschwung und glaube, die Unternehmen seien schon zu groß geworden, sagte Unger. Auch in
den traditionellen Medienhäusern stünden deshalb Stellenstreichungen bevor. (APA)