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Belgrad/Podgorica - In den montenegrinischen Kirchenstreit hat sich nun der serbisch-orthodoxe Patriarch Pavle eingeschaltet und den Präsidenten Montenegros, Milo Djukanovic, aufgefordert, für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung Sorge zu tragen. In einem Brief erinnerte der Patriarch laut Kathpress Djukanovic an dessen Versprechen, die Spannungen und Spaltungen im Land im Geist der Toleranz zu überwinden. Als Präsident habe er den Eid auf die Verfassung abgelegt und sei verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Bürger nicht ihrer Rechte beraubt und dass Gesetzesbrecher zur Verantwortung gezogen werden. Die serbisch-orthodoxe Kirchenführung wirft der politischen Führung Montenegros vor, in ihrem Bestreben, den jugoslawischen Bundesstaat zu verlassen, Gesetzesbrüche zu dulden oder gar zu fördern. Die Polizei unternehme nichts zum Schutz des Klerus und des Eigentums der Kirche. Der Konflikt um eine Wiederherstellung der Selbstständigkeit ("Autokephalie") der orthodoxen Kirche Montenegros hat sich verschärft. Jüngster Anlass war das orthodoxe Weihnachtsfest am 6./7. Jänner. Das montenegrinische Fernsehen brachte die Weihnachtsbotschaften der offiziellen, zum Belgrader Patriarchat gehörenden Landeskirche und der 1993 abgespaltenen "montenegrinisch-orthodoxen Kirche" (die von der Weltorthodoxie nicht anerkannt wird). Konflikt der Schismen In der Region von Cetinje, der ehemaligen Königsstadt, hatten einzelne Gemeindeverwaltungen Gotteshäuser den "Autokephalisten" übertragen. Teilweise wurde auch Gewalt angewandt. In Cetinje sperrte sich ein serbisch-orthodoxer Priester neun Tage in sein Gotteshaus ein, um es gegen eine gewaltsame Übernahme zu verteidigen. Die Kirche Montenegros, deren Metropoliten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert auch weltliche Fürsten waren, hatte 1855 vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel die Autokephalie (jurisdiktionelle Eigenständigkeit) verliehen bekommen, sie jedoch nach dem Ersten Weltkrieg und der Vereinigung Montenegros mit Serbien 1920 verloren. Kirchenrechtliche Voraussetzung für die Gewährung der Autokephalie sind das Einverständnis der Mutterkirche - in diesem Fall der serbischen - und die Billigung durch Konstantinopel. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., das Oberhaupt der Weltorthodoxie, hatte 1993 Serbien und Montenegro besucht und das montenegrinische Schisma verurteilt. (APA)