London - Kaum einer hat sie je gesehen, die "Friedhöfe der verrückten Rinder". Aber nach allem, was bisher darüber bekannt geworden ist, würden sie den perfekten Hintergrund für einen Horrorfilm abgeben: Riesige Lagerhäuser und Kühlhallen, in denen sich Berge von zermahlenem Fleisch und Knochenmehl stapeln, angefressen von Ratten, Mäusen und Tauben. Die Überreste von Millionen Tieren warten dort auf ihre Vernichtung - aber die kann noch viele Jahre auf sich warten lassen. Großbritannien ist sein BSE-Problem noch lange nicht los. 1,7 Millionen Kühe sind notgeschlachtet worden Bisher sind in Großbritannien nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 1,7 Millionen Kühe wegen der BSE-Gefahr notgeschlachtet worden. In der Presse werden weit höhere Zahlen von 2,5 bis 3,5 Millionen genannt. Nach Erkenntnissen der britischen BSE-Untersuchungskommission haben viele Bauern geschlachtete Tiere auf ihrem eigenen Farmland vergraben, um sich die so genannte Abdecker-Gebühr in Höhe von 55 Pfund (86,6 Euro/1.192 S) zu sparen. Kadavergruben werden Seuchengruben Fachleute wie Prof. Carl Linklater, ehemaliger Präsident des britischen Tierarztverbandes, und der Nahrungsmittelexperte Prof. Richard Lacey befürchten, dass durch diese Kadavergruben E-coli-Bakterien, Salmonellen und vielleicht sogar BSE selbst übertragen werden können. Bis 1991 war das Vergraben von BSE-infizierten Kadavern nach Abtrennung des Kopfes sogar legal. Es gibt zu wenige Verbrennungsanlagen Anfang 1997 hatte die Labour-Opposition die konservative Major-Regierung noch scharf kritisiert, weil bis dahin erst 3,8 Prozent der geschlachteten Rinder verbrannt worden waren. Aber seit Tony Blair an die Regierung gekommen ist, geht es auch nicht wesentlich schneller. Es gibt einfach viel zu wenige Verbrennungsanlagen. Lagerung der Tierreste entspricht nicht den Vorschriften Die Lagerung der Tierreste entspricht nach Presseberichten keineswegs den Vorschriften. Besucher eines Zwischenlagers in Grantham in der mittelenglischen Grafschaft Lincolnshire berichteten beispielsweise, sie hätten nicht nur Spuren von Ratten, Mäusen und Tauben gesehen, sondern sogar Löcher in den Wänden und Warnungen vor Einsturz gefährdeten Dächern gefunden. Angst vor Verseuchung des Grundwassers Anrainer klagen über den Gestank und befürchten eine Verseuchung des Grundwassers. Doch nach Angaben der Regierung ist auch eine Lagerung "für lange Zeit" problemlos. Alles sei sicher. Aber das hören die Briten, wenn es um BSE geht, schon seit 15 Jahren. (Von Ch. Driessen/dpa)