Wien - Wenn man alle Vorteile und Nachteile abwägt, spricht sehr viel für eine Hormonsubstitution nach der Menopause der Frau: Wechselbeschwerden werden gelindert, die Knochendichte bleibt erhalten. Positive Effekte gibt es auf die Libido und die Hirnfunktion. Manche dabei verwendeten Substanzen haben gleich mehrere Wirkungen, stellte der Wiener Spezialist Univ.-Prof. Dr. Christian Egarter von der Universitäts-Frauenklinik am AKH bei einem Medienseminar zum Thema "Hormontherapie - ein zweischneidiges Schwert" fest. Die Steroidhormone und ihre Wirkungen gehören zu den entwickungsgeschichtlich ältesten Mechanismen des menschlichen Organismus. Egarter: "Ausgangspunkt für die körpereigene Hormonproduktion ist das Cholesterin." Verschiedenste Stoffwechsel-Wege führen dann in einer Kaskade zu den einzelnen Hormonen, darunter die weiblichen Geschlechtshormone Östriol, Östrion und Östradiol, das viel wirksamer ist. "Am Anfang steht der Mann" "Am Anfang steht der Mann" - diese unter Aussage trifft wenn sonst schon auf nichts so doch auf die weiblichen Geschlechshormone zu: Sie werden im Körper aus den Vorläufersubstanzen des Testosterons produziert. Die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone ist schon chemisch vielfältig: Sie wirken direkt auf die DNA von Zellen, worauf verschiedenste Proteine gebildet werden. Metalloproteasen, NO, Immunbotenstoffe (Zytokine), Adhäsionsmoleküle. Die Hormone fangen auch schädliche Sauerstoffradikale aus dem Stoffwechsel ab. Sehr häufig wirken die weiblichen Geschlechtshormone auch wie Wachstumshormone. Zwei bis vier Jahr vor der Menopause kommt es bereits zu ersten Hormonveränderungen. Mit der Einstellung der Östrogen-Produktion durch die Eierstöcke ist dann der Wechsel da, die positiven Effekte der Hormone ebben rapid ab. Gegenkraft Deshalb versucht die Hormonsubstitution nach der Menopause dieser Entwicklung Paroli zu bieten. Egarter: "Dabei hat man eine Risikosenkung bezüglich der Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit von 20 bis 50 Prozent beobachtet." Neben der Bekämpfung der Wechselbeschwerden schützt der Hormonersatz vor dem Knochenschwund (Osteoporose) und hält neben vielen anderen Effekten offenbar auch das Gehirn fit. Die Risiken der Hormonsubstitution sind generell gering, allerdings muss die Verschreibung unter Berücksichtigung allfälliger Gegenanzeigen erfolgen. Der Gynäkologe: "Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko unter einer Hormonsubstitution von dem Wert 1 auf den Wert 1,12 (plus zwölf Prozent, Anm.) ansteigt. Doch gleichzeitig wurde beobachtet, dass Frauen, die unter Hormonsubstitution an Brustkrebs erkranken ein geringeres Todesrisiko haben." Auch das Risiko für die Ausbildung von Embolien durch Blutgerinnsel im venösen Blutkreislauf ist etwas erhöht. Egarter: "Diese Gefährdung steigt von einem Fall auf 100.000 Frauen (pro Jahr) auf zwei bis drei Fälle pro 100.000." Insgesamt würden die Vorteile einer Substitution überwiegen. Wie man es sich leichter machen kann Zahlreiche Wirksubstanzen und Applikationsformen erleichtern heute eine individuelle Hormonersatz-Therapie. Eine solche Substanz ist Tibolon. Sie wirkt dreifach, indem sie sowohl Effekte von Östrogenen Gestagenen als auch von Androgenen besitzt. Auch zu Blutungen kommt es selten. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass dieser Hormonersatz auch Mechanismen blockieren dürfte, die zu Mammakarzinomen führen können. Laut verschiedenen Studien kann nämlich nach der Menopause eine Art "lokale Ersatzproduktion" von Östrogen in der weiblichen Brust eintreten. Das geschieht durch die Umwandlung von Androgenen in Östrogene durch das Enzym Sulfatase. Genau dieses Enzym wird aber durch Substanzen wie Tibolon gehemmt. (APA)