Erster Tag

Vieles hat sich zum Besseren verändert, manch' Ärgernis ist dennoch geblieben. Zwei kurze Worte versinnbildlichen die Entwicklung der kleinen Stadt mit dem großen Namen - "ÖBB" und "Fang". Wo einst der meistfrequentierte Eisenbahn-Übergang Mitteleuropas die Skifahrer von Liften und Pisten trennte, dehnt sich heute ein Freiraum. Die Bahn wurde bekanntlich auf die gegenüberliegende Seite verlegt. Ein kostspieliges und lange Zeit unvorstellbares Unternehmen und ein großer Erfolg der St. Antoner, allen voran des Karl Schranz. Der heute 63-Jährige hat Unmöglichkeiten Zeit seines Lebens als Herausforderung verstanden.

Wo einst eine wilde Buckel-Piste, auch genannt Skiroute Fang vom Gampen Richtung Nasserein führte, vorbei an der berühmt-berüchtig- ten Rodelhütte, da sind jetzt die WM-Pisten situiert und sie alle führen zum Ski-Stadion und zur WM-Halle. Nach dem Trubel und - hoffentlich - Jubel Ende Jänner werden alle diese Bauten weiterhin benutzbar bleiben. Als Veranstaltungs-Saal und als Wellness-Zentrum. Man wird davon profitieren. Nicht zuletzt deshalb, weil auch zum Weltmeisterschafts-Wochenende der touristische Skibetrieb ungestört weitergehen soll.
Der Ortskern hat sich nicht allzu sehr verändert. Es gibt noch immer kein wirkliches Luxushotel, die Taxis stehen wie eh und je mit laufenden Motoren auf ihren Standplätzen und verpesten die Luft.
Die Fußgängerzone hat sich qualitativ profiliert, ein paar Restaurants sind dazugekommen, die In-Bars heißen, wie gehabt, Underground und Postkeller - ohrenbetäubend aber herzlich.


Zweiter Tag

Vor der Auffahrt auf den Berg kommt es neuerdings zu lustigen Verrenkungen bei den Lift-Zugängen, weil die supermodernen Chipkarten zwar berührungslos funktionieren, aber immer in der falschen Jackentasche stecken. Einmal oben warten 260 km präparierte Pisten (davon 30 km mechanisch beschneite) und 180 km Tiefschnee-Abfahrten. Nichts wie hinauf auf die Valluga . Dort gibt es noch die paar wirklich selektiven schwarzen Pisten, einst waren sie zum Fürchten, aber auch heute noch, nach einigen Flurbegradigungen und Umleitungen, sind sie respekteinflößend genug - Stichwort Bachseite, Matun, Schindlerkar. St. Anton hat, so wissen es Insider längst, die schwersten Abfahrten des Arlbergs. Kluge Feinspitze nehmen für den freien Skiraum einen Lehrer, das ist zwar nicht billig, aber gescheit. Andere Genießer carven gegen Mittag gemütlich nach St. Christoph . Dort sind die Bars sehr "in", sehr teuer und liegen allesamt in der prallen Sonne. Violett bekleidete Info-Damen beraten hilflose Flachländer am Berg und reichen bei Bedarf Papiertaschentücher. Einheimische lassen Snow-Boarder gnadenlos aufsteigen, wenn sie einen gesperrten Hang befahren. Viele lassen es tuschen und warten auf den Moment, um in die absolute In-Hütte Moserwirt einzukehren. Der hat den gewaltigen Vorteil an der Talroute zu liegen und die wenigen Schwünge bis in den Ort gehen sich auch nach ein paar Drinks noch locker aus.