Kobe - Die Sorge um weltweite Auswirkungen einer Rezession in den USA hat die Beratungen auf dem Asien-Europa-Treffen (ASEM) der Finanzminister in Kobe dominiert. Im Mittelpunkt der zweitägigen ASEM-Konferenz stand aber der Ausbau der Beziehungen zwischen Europa und Asien sowie die Stärkung der internationalen Finanzarchitektur. Frankreich und Japan riefen dabei am Sonntag vor allem die asiatischen Staaten auf, ihre Währungssysteme vom Dollar unabhängiger zu machen. Die zu enge Bindung an den Dollar habe die regionale Wirtschaftskrise 1997-1998 noch verschärft. Der französisch-japanische Vorschlag unterstreicht zum einen die Unzufriedenheit mit dem Dollar in Asien, zum anderen betont er auch die Hoffnungen in Asien auf eine Gemeinschaftswährung ähnlich dem Euro. Das Treffen in Kobe war für die asiatischen Länder deshalb auch eine gute Möglichkeit, um sich über die Erfahrungen bei der Einführung des Euros in Europa unterrichten zu lassen. Der französisch-japanische Vorschlag läuft auf die Einrichtung eines Währungskorbs als Bezugsgröße hinaus, zu dem neben dem Dollar auch der japanische Yen und der Euro gehören sollten. Risiken für die Weltwirtschaft Der Abschwung in den USA und die derzeitige Konjunkturlage in Japan vergrößerten die Risiken für die Weltwirtschaft, sagte der Geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler. Er warnte zugleich vor übertriebenem Pessimismus. Der Abschwung werde Asien nicht vom Kurs der wirtschaftlichen Erholung abbringen, sagte der IWF-Chef mit Blick auf die Entwicklungen seit der Asienkrise Ende der 90er Jahre. Zugleich sprach sich Köhler dafür aus, Wege zu suchen, um das internationale Finanzsystem weniger krisenanfällig zu machen. Angesichts der stark schwankenden Ölpreise in den vergangenen Monaten betonten die ASEM-Finanzminister auch die Bedeutung eines stabilen Energiemarktes für die Weltkonjunktur. Die Ressortchefs wiederholten eine frühere Forderung der Staats- und Regierungschefs der Gruppe nach einer neuen Welthandelsrunde zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Diese könnte einen großen Beitrag zum Wachstum der Weltwirtschaft leisten, heißt es in der Erklärung des ASEM-Treffens. Positive Bilanz Finanzminister Karl Heinz Grasser (F) zum ASEM-Finanzministertreffens im japanischen Kobe eine positive Bilanz: "Mein Eindruck ist das deutlich gestiegene Interesse der asiatischen Partner an europäischen Fragen, aber auch umgekehrt eine zunehmende Bereitschaft der EU-Finanzminister, sich nach der erfolgreichen Einführung des Euro wieder aktiver mit der Außenwelt auseinanderzusetzen." Daraus leitet Grasser laut einer Aussendung am Sonntag aber auch einen Auftrag für Österreich ab: "Dies macht es notwendig, eine österreichische Asienstrategie der Bundesregierung zu definieren." Als eines der konkreten Ergebnisse seiner Reise freut sich Grasser über Großinvestitionen der Firma Matsushita (die die österreichische Firma MC Electronics übernommen hatte) in Österreich, die ihr Firmenareal in Enns (Oberösterreich) von derzeit 32.000 m2 auf fast 80.000 m2 erweitern wird. Zur ASEM-Gruppe gehören alle 15 Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) sowie China, Japan, Südkorea, Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Brunei und Vietnam. Österreich war durch Finanzminister Karl Heinz Grasser vertreten. (APA)