Die neue deutsche Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will juristisch gegen Medienberichte über eine angebliche "Rotlicht-Vergangenheit" oder die Beteiligung an Finanzaffären vorgehen. Dies sagte der stellvertretende Regierungssprecher Bela Anda der dpa. Schmidt habe den Hamburger Rechtsanwalt Michael Nesselhauf mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beauftragt. Verschiedene Medien hatten am Wochenende über die 51-jährige Ministerin berichtet, die nach eigenen Angaben Anfang der 70er Jahre als Studentin in der Aachener Bar "Barberina" ihrer Schwester als Aushilfskellnerin gearbeitet hatte. 1973 waren dort bei einer Razzia 14 Pornofilme beschlagnahmt und die Personalien Schmidts als "Bedienungspersonal" von der Polizei notiert worden. Schmidt sagte dazu dem "Spiegel": "Ich war Studentin und allein erziehende Mutter und musste Geld verdienen. Da war ich froh, dass ich einmal in der Woche bei meiner Schwester kellnern konnte." Wie die "Bild am Sonntag" weiter schreibt, sei Schmidt infolge einer Geldbürgschaft für den früheren SPD-Europa-Abgeordneten Dieter Schinzel Mitte der 90er Jahre so hoch verschuldet gewesen, dass sie die Hälfte ihrer Abgeordnetendiäten an die Sparkasse Aachen habe abtreten müssen. Auch ihr privater Wagen sei einer Bank übereignet worden, schreibt das Blatt. Schmidt hatte sich in der Aachener SPD-Zentrale ein Büro mit Schinzel geteilt, der damals wegen Immobiliengeschäften, Spielschulden und einer Falschgeldaffäre in die Schlagzeilen geriet und sein Mandat niederlegen musste. Im "Spiegel" bestritt Schmidt, in Schinzels Geschäfte verwickelt gewesen zu sein. Der einzige Deal, den sie je mit Schinzel gemacht habe, sei sie teuer zu stehen gekommen. "Ich habe für ihn in einer Notlage gebürgt, und dafür habe ich bezahlt", zitiert das Blatt die Ministerin. Auslöser der Medienberichte über Schmidt sind zwei Artikel der Illustrierten "Stern" von 1992 und 1995 über die SPD-Politikern. Kopien davon waren am vergangenem Mittwoch, wenige Stunden nach der Nominierung Schmidts zur neuen Gesundheitsministerin, an Berliner Journalisten gestreut worden. (APA)