Wien - Ostasien und der pazifische Raum werden in den nächsten zwei Jahrzehnten im globalen Kampf um Touristen Europa ordentlich in die Klemme bringen. Und auch der alte Kontinent selbst wird bei der Verteilung der Marktanteile stark in Bewegung kommen.

Während heute noch westeuropäische Staaten zu den beliebtesten Urlaubszielen zählen, befinden sich die Länder Zentral- und Osteuropas bereits auf der Überholspur. Davon geht jedenfalls Bettina Kuprian, Marktforscherin der Österreich Werbung (ÖW), im Gespräch mit dem STANDARD aus. Und eine aktuelle Studie der Welttourismusorganisation (WTO) stützt diese Prognosen durchaus ab.

Die WTO-Analysten gehen davon aus, dass sich Europa in den nächsten Jahren bis 2020 mit einer Zunahme der Touristenankünfte um 75 Prozent auf rund 700 Millionen abfinden muss, während Ostasien und der pazifische Raum bis dahin 300 Prozent (400 Millionen) zulegen kann. Zu den Gewinnern im Gerangel um den Gast werden darüber hinaus der Nahe Osten und Afrika zählen.

Die Wachstumsrate der westeuropäischen Länder wird außerdem nach WTO-Schätzung höchstens knapp zwei Prozent betragen und damit unter dem Gesamtdurchschnitt von drei Prozent bleiben. Der kostengünstigere Osten hingegen legt zu. Er wird mit einem Marktanteil von knapp über 30 Prozent den Wettbewerb für sich entscheiden, während Westeuropa seine derzeitige Spitzenposition (32 Prozent) verliert und nur noch 26 Prozent des Incoming-Kuchens für sich beanspruchen kann. Auf Österreich sehen ÖW-Touristiker trotzdem keine gröberen Probleme zukommen, wenn man sich auf das Incoming aus Europa fokussiere.

So werden etwa die Deutschen auch in zwanzig Jahren noch Reiseweltmeister sein und der Alpenrepublik - trotz starker Absetzbewegungen in die USA und ins prosperierende Frankreich - als wichtigste Gästegruppe treu bleiben. Außerdem werden Polen, Tschechen und Ungarn künftig noch öfter rot-weiß-rote Ferien buchen. Weiteres Plus: Die Einführung des Euro, der für paneuropäische Preistransparenz und damit für mehr Mobilitätsbewusstsein sorgen werde.(Monika Bachhofer, Der Standard, Printausgabe, 15.01.2001)