Wien - Der Kaipalast wird fallen. Mit der Ausfertigung eines Abbruchbescheids für den frühen Stahlbetonbau des Architekten Ignaz Nathan Reiser sei "innerhalb der nächsten 14 Tage" zu rechnen, heißt es im Büro von Wohnbaustadtrat Werner Faymann. Die Baupolizei sei nach eingehender Prüfung in ihrer abschließenden Stellungnahme zu der Einschätzung gekommen, dass mehr als die Hälfte der raumbildenden Elemente (rund 70 Prozent) des Kaipalastes durch neue Bauteile ersetzt werden müssten. Diese baulichen Eingriffe würden zu einer derartigen Veränderung führen, dass das Gebäude nach der Instandsetzung technisch ein anderes wäre. Deshalb sei die Abbruchgenehmigung zu erteilen. Damit wird in einem seit 1999 dauernden Streit der Hauseigentümerin, der Zürich Kosmos Versicherungsgesellschaft, Recht gegeben. Diese war, nachdem im Zuge von Renovierungsarbeiten Schäden festgestellt gestellt worden waren, stets von der Unsanierbarkeit des Gebäudes am Franz-Josefs-Kai 47 im ersten Bezirk überzeugt gewesen. Die zur Rettung des "Baujuwels" angetretene "Initiative Kaipalast" plädierte hingegen immer für Sanierbarkeit und Erhalt. Nachdem insgesamt vier Gutachten zu der Causa vorgelegt worden waren - Nummer eins in Auftrag gegeben von der Zürich Kosmos, Nummer zwei vom Bundesdenkmalamt, Nummer drei von der MA 19 (Architektur-und Stadtgestaltung) sowie Nummer vier wiederum von der Zürich Kosmos - war seitens der Baupolizei noch immer keine Entscheidung gefallen. Im November des Vorjahres ergriff die Zürich Kosmos die Initiative und schrieb einen geladenen Architekturwettbewerb aus. Sechs vorwiegend junge Architektenteams arbeiten seither an Entwürfen für das neue, urbane Bürohaus, das sich die Zürich Kosmos an Stelle des alten Kaipalastes wünscht. Ende Februar soll eine fünfköpfige Jury den Wettbewerb ausloben. "Ich freue mich über die Entscheidung der Baupolizei", so Rudolf Kraft, Finanzvorstand der Zürich Kosmos. "Wir hätten nie einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, wenn wir nicht vom nun vorliegenden Ergebnis überzeugt gewesen wären." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 1. 2001)