Lissabon - Der portugiesische Staatspräsident Jorge Sampaio ist erwartungsgemäß für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt worden. Nach offiziellen Angaben erhielt der 61-jährige sozialistische Politiker und frühere Bürgermeister der Hauptstadt Lissabon bei der Wahl am Sonntag 55,8 Prozent der Stimmen. Sein schärfster Konkurrent, Joaquim Ferreira do Amaral von der konservativen Sozialdemokratischen Partei (PSD), kam auf 34,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit etwas über 50 Prozent so niedrig wie noch nie bei einer Präsidentenwahl in Portugal. Bei der niedrigen Wahlbeteiligung dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass etwa eine halbe Million Menschen in den Wahllisten standen, die längst gestorben waren. "Schwäche des demokratischen Systems" In seiner Siegesansprache erklärte Sampaio am späten Abend: "Die Bürger kennen mich und wissen, dass ich der Präsident aller Portugiesen bin." Als ein langfristiges Ziel nannte er die Wiederherstellung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Arbeit der Politiker. Dies sei eine Aufgabe für eine ganze Generation, sagte Sampaio. Der sozialistische Ministerpräsident Antonio Guterres werte den Sieg Sampaios als ein Votum für die politische Stabilität im Land. Der unterlegene Kandidat Ferreira do Amaral sagte, das Fernbleiben von fast der Hälfte der Stimmberechtigten bei der Wahl sei ein "Anzeichen für die Schwäche des demokratischen Systems" in Portugal. Sozialisten seit 15 Jahren an der Macht Die Sozialisten stellen seit 15 Jahren den Präsidenten in Portugal. Sampaio hatte 1996 die Nachfolge des überaus populären Mario Soares angetreten, der von 1986 bis 1996 portugiesischer Staatschef war und nach zwei Amtszeiten nicht mehr hatte kandidieren dürfen. Die Opposition hatte Sampaio vorgeworfen, der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Antonio Guterres zu nahe zu stehen. Die Sozialisten stellen in Portugal nicht nur den Präsidenten, sondern auch den Regierungschef und die Bürgermeister in den wichtigsten Städten. Dritter Platz für Kommunisten Der Kommunist Antonio Abreu belegte mit 5,1 Prozent der Stimmen den dritten Platz. Der unabhängige Linke Fernando Rosa kam auf 3,0 und der Maoist Manuel Garcia Pereira auf 1,6 Prozent. In mehreren Dörfern muss die Wahl nachgeholt werden, weil die Bewohner die Abstimmung aus Protest gegen lokale Missstände boykottiert hatten. Dies hat aber keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis. Protest gegen Missstände In zahlreichen Dörfern im ganzen Land boykottierten die Bewohner die Abstimmung aus Protest gegen lokale Missstände. In Souselas in Mittelportugal zertrümmerten Randalierer die Wahlurnen, um gegen den Bau einer Verbrennungsanlage zu demonstrieren. (APA/AP/dpa)