Den Haag - Bei der verheerenden Explosionskatastrophe vom 13. Mai vorigen Jahres in der niederländischen Stadt Enschede haben nach Feststellung staatlicher Ermittler vor allem die Stadtverwaltung und die Feuerwehr Fehler gemacht. Bei der Detonation in der Feuerwerkskörperfabrik S.E.Fireworks waren 22 Menschen getötet und ein ganzes Wohnviertel vernichtet worden. In der Stadt an der niederländisch-deutschen Grenze hätten fast alle Sicherheitsvorkehrungen versagt, heißt es in den Untersuchungsberichten von acht staatlichen Kontrolldiensten, die veröffentlicht wurden. Auf mehreren hundert Seiten in 14 Bänden gehen sie auf Vorgeschichte und Ablauf der Katastrophe sowie mögliche Konsequenzen ein. Falsch eingeschätzt Vor allem bei der Gemeinde habe man kaum Bescheid gewusst über die gefährliche Fabrik mitten in einem Wohngebiet, wird darin kritisiert. Die Verwaltung habe auch nicht genug getan, um Mängel, die bei Kontrollen auftraten, abzustellen. "Das Auftreten der Gemeinde wird gekennzeichnet durch das Legalisieren einer illegal gewachsenen Situation", stellte die Umweltschutz-Inspektion fest. Während der Rettungsarbeiten herrschte nach Feststellung der Ermittler bei den Rettungsdiensten das totale Chaos. Jeder Dienst habe die Situation anders eingeschätzt. Das bei der Explosion zerstörte Unternehmen habe systematisch die Grenzen aller Betriebsgenehmigungen so weit ausgelegt wie möglich und auch übertreten. Dies sei auch schon früher geschehen, noch ehe die letzten Eigentümer das Unternehmen übernahmen. Der Betrieb habe schon lange einen zweifelhaften Ruf genossen. Untersuchung nicht abgeschlossen Die strafrechtliche Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Innenminister Klaas de Vries will seine Konsequenzen aus den acht Berichten erst bekannt machen, wenn auch die unabhängige Untersuchungskommission von Marten Oosting ihren Bericht vorlegt. Dies soll voraussichtlich am 28. Februar geschehen. Oosting hat am Wochenende in einem Zeitungsinterview den Behörden bereits schweres Versagen vorgeworfen. (APA/dpa)