Wien - "Die Wiener ÖVP will den Wiener Nahverkehrsvertrag nicht übereilt abschließen." Das erklärte Vizebürgermeister Bernhard Görg heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz in Wien. Es habe zwar in den vergangenen Tagen bei den Verhandlungen mit der SPÖ einige Fortschritte gegeben, allerdings sei das noch nicht befriedigend, sagte Görg. "Die Sozialdemokraten möchten noch in der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung vor der Auflösung so einen Vertrag beschließen lassen, obwohl es dafür laut EU absolut keinen Zeitdruck gibt." Bei dem Wiener Nahverkehrsvertrag geht es um die Umsetzung der geplanten EU-Verordnung zur Liberalisierung des Personennahverkehrs. Görg: "Wir sind für einen übereilten freien Wettbewerb im Bereich des öffentlichen Verkehrs ebenso wenig zu haben wie für einen übereilten Vertragsabschluss zu Gunsten eines Verkehrsunternehmens, wenn der wichtigste Partner - nämlich der Fahrgast - dabei zu Schaden kommt." Er könne sich auch vorstellen, dass bereits die neue Wiener Regierung in Ruhe darüber weiter verhandelt, sagte der Vizebürgermeister. Noch einige Punkte strittig Bei den Verhandlungen mit der SPÖ in Sachen Öffentlicher Personennahverkehrs- und Finanzierungsvertrages (ÖPNV) seien noch einige Punkte strittig. "Die Volkspartei ist für eine detaillierte Festlegung von Quantitäts- und Qualitätskriterien", erklärte die Verkehrssprecherin der Wiener ÖVP, Herlinde Rothauer. "Ebenso muss die Regelung hinsichtlich der Kontrolle zur Einhaltung der Vertragsbedingungen und Festlegung der Sanktionen eindeutig sein." Auch dürfe der Vertrag nicht befristet sein. Am Dienstag gibt es neue Gespräche zwischen Rothauer und Finanzstadtrat Sepp Rieder. "In Schweden hat das Modell einen positiven Wettbewerb mit deutlich höheren Fahrgastzahlen und zur Zufriedenheit dieser geführt", sagte Görg. In der Europäischen Kommission werde ernsthaft überlegt, dieses Modell EU-weit zu verordnen, eine endgültige Entscheidung von Brüsseler Seite werde aber erst in ein bis zwei Jahren fallen. "Um den kommunalen Verkehrsbetrieben, die wesentlich ungünstigere Kostenstrukturen aufweisen als private Anbieter, Zeit zu geben, sich auf den Wettbewerb einzustellen, hat die EU-Kommission angekündigt, den Städten eine etwa fünfjährige Übergangsfrist einzuräumen, die die ÖVP sehr begrüßt", sagte Görg. (APA)