Peking - Die chinesische Regierung hat überraschend eingeräumt, in den vergangenen 18 Monaten 242 Anhänger der umstrittenen Falun Gong-Sekte vor Gericht bestraft zu haben. Eine nicht näher genannte Zahl von Mitgliedern der Bewegung sei in Arbeitslager geschickt worden, erklärte ein Regierungssprecher am Montag. Peking wollte mit der Erklärung offenbar Berichten entgegentreten, wonach sogar mehrere tausend Anhänger der Falun Gong Gefängnisstrafen verbüßen. Die meisten Anhänger der Bewegung seien wegen "Teilnahme an Störungen, Verursachen von Ärger und Störung der sozialen Ordnung" schuldig gesprochen worden, sagte der Regierungssprecher. Niemand sei "nur wegen der Ausübung von Falun Gong" verurteilt worden. Die Regierung habe einigen der Verurteilten Straferleichterung angeboten, "um das Ausmaß ihrer Erziehung und Rettung zu maximieren", erklärte der Sprecher. Mindestens 10.000 Falun-Gong-Anhänger inhaftiert Seit dem Verbot von Falun Gong im Juli 1999 hat die chinesische Regierung nur selten Angaben über ihr Vorgehen gegen die Bewegung veröffentlicht. Nach chinesischem Recht kann die Polizei Verdächtige ohne Gerichtsverfahren bis zu drei Jahre in Arbeitslager schicken. Nach Angaben des Informationszentrums für Menschenrechte und Demokratie in Hongkong werden in den mehr als 300 Arbeitslagern Chinas derzeit mindestens 10.000 Falun-Gong-Anhänger festgehalten. Zahlreiche Führer der Bewegung wurden zu Haftstrafen bis zu 18 Jahren verurteilt. 98 Mitglieder kamen nach Angaben des Informationszentrums im Gefängnis ums Leben. Bei ihrem Treffen am Wochenende in Hongkong hatten mehr als 1.200 Falun-Gong-Anhänger ihre Forderung nach Religions- und Meinungsfreiheit in China wiederholt. Die chinesische Regierung begründet das Verbot der Bewegung, das nicht für Hongkong gilt, offiziell damit, dass Falun Gong seine Anhänger von der Nutzung der modernen Medizin abhält. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Kommunistische Partei befürchtet, die Bewegung könnte ihr ideologisches Monopol gefährden. Falun Gong verbindet Glaubensvorstellungen aus dem Taoismus und Buddhismus mit den Lehren ihres Gründers Li Hongzhi. (APA/AP/Reuters)