Kaum ist der Geburtstag Staberls glanzvoll abgefeiert, steht der nächste Jubelsenior im Kleinformat an. Um nur ja nicht zu spät zu kommen, erschien "Format" gestern mit der Titelgeschichte Der König der Krone, obwohl der königliche Ehrentag erst in zwei Wochen dämmert. Wie öfter versprach das Magazin mehr Information, als es liefern konnte, nämlich: Wie Hans Dichand mit 80 Jahren Österreichs mächtigste Zeitung macht. Was da zu einer Titelgeschichte aufgeblasen wurde, lässt sich freilich in zwei Sätzen sagen: Hans Dichand macht die "Kronen Zeitung" mit 80 so, wie er sie mit 50, 60 und 70 gemacht hat. Nicht einmal am Kern seines Teams hat sich etwas geändert.

Der seit Jahren gepflegte Topos, Dichand zerfalle - die Österreich-Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde - in einen dämonischen Medientycoon und einen heimatliebenden Kunstsammler, wird diesmal in neuer Version genährt, und zwar von dessen Tauchlehrer. "Das Studium der Menschen ist sein größtes Hobby. Er will ihr Verhalten, ihre Triebe und Entwicklungen verstehen", teilte Hans Hass "Format" mit, was das Blatt zu der Spekulation anspornte: Ein Punkt, an dem sich das Rätsel - hier der feinsinnige Privatmann, dort der gnadenlose Blattmacher - lösen läßt. Möglich, daß Hobbyverhaltensforscher Dichand seine Zeitung als eine Art experimentelles Brennglas sieht, unter dem er die Österreicher genußvoll und in aller Ruhe beobachten kann.

Personen, deren intellektuelle Talente noch nicht unter einer Art experimentellem Brennglas verschmort sind, vermuten eher, dass das Hobby des Hobbyverhaltensforschers ausschließlich in der Steigerung der Auflage liegt. Und er übt es mit Erfolg - nur eines trübt die Geburtstagslaune: "Format" prophezeit, Hans Dichand habe ein Problem - ein Nachfolger seines Zuschnitts ist nicht in Sicht. Aber ich traue dem Frieden nicht.

Wie auch! Wenn sogar professionelle Propheten ihre liebe Not mit dem Vorhersagen haben, wie Alexander Tollmann es in der aktuellen Nummer der Rechtspostille "Zur Zeit" eine Druckseite lang einbekennen musste. Der pensionierte Universitätsprofessor hat nämlich für August 1999 im Vertrauen auf drei bayerische Seher namens Mühl Hiasl, Sepp Wody und Alois Irlmaier den Ausbruch des Dritten Weltkrieges und für Oktober 1999 mit Nostradamus den Einschlag eines Kometen auf die Erde vorhergesagt.

Nun wollen "Zur Zeit"-Leser natürlich wissen, warum wieder einmal nicht alles in Scherben gefallen ist, obwohl Tollmann sich bemüht hat: Ich bin nämlich Naturwissenschaftler, ein Geologe, und bin ganz strikt gegen jeden Aberglauben, aber ich habe eben selbst 13 Schauungen erlebt und weiß, daß es das wirklich gibt.

Sage noch einer, in Österreich stehe es schlecht um die Forschung. Tollmann hat sich auch fast nicht geirrt. Ich habe es geglaubt, weil es alle Interpreten und Propheten gesagt haben, und ich muß sagen, ich bin zur Hälfte hineingefallen, aber keineswegs zur Gänze. Es gab nämlich gewissenlose Menschen, die einen Dritten Weltkrieg, obwohl prophezeit, glatt verhinderten. Den haben wir wirklich fast am Hals gehabt. Es war die Entscheidung auf des Messers Schneide, als die Russen noch vor den NATO-Verbänden den Flugplatz Pristina im Kosovo erreicht und dort ihre Panzer ausgeladen haben. Es war ganz kritisch gewesen.

Denn was tat NATO-General Wesley Clark? Er hat sofort seinen General, Sir Michael Jackson, kommandiert, daß er unverzüglich die russischen Truppen angreifen muß. Und der? Jackson hat begriffen, daß diese Gefahr entsetzlich ist, daß der Dritte Weltkrieg ausgelöst wird, und hat - Vohersage hin, Vorhersage her - glatt den Befehl verweigert.

Was den Kometen betrifft, so hat er in der Nacht vom 3. auf 4. Oktober 1999 genau die Erdbahn geschnitten. Aber die Erde war schon ungefähr zwei Wochen früher vorbeigeflogen, die hat ja eine hohe Geschwindigkeit, und hat eben die Erde nicht mehr getroffen. Und so geschah es, daß viele natürlich mit Spott und Hohn dann auch über mich hergefallen sind, wie etwa der Staberl von der Kronenzeitung.

Der hätte sich das nie getraut, wenn der König der Krone in einer Schauung als Cato den Weltuntergang vorhergesagt hätte. Aber dann wäre die Welt auch untergegangen - Scharen heimischer Politiker sind davon überzeugt. Günter Traxler